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Apple und die DeathPad Flashmobs

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Apple Store San Francisco

Die verklärten Startup- und Revolutionsphasen von vielen Technologie- und Internetfirmen gehen ohne Zweifel langsam dem Ende zu. Unternehmen, angefangen von Microsoft, mySpace über Facebook und Google sowie aktuell Apple, kriegen dies zu spüren. Dabei zeigt sich, dass viele Unternehmenchefs sich auf diese Zeiten nicht vorbereitet haben.

Apple war über viele Jahre der Underdog und damit der gute David, der gegen den übermächtigen Goliath von Microsoft zu Felde zog. Wie kein anderer, steht Steve Jobs für ein Manager der technologische Vision, mit ein Verständnis für die Wünsche der Nutzer und erfolgreiche Marketingstrategien steht.

Wie schon der Facebook CEO Mark Zuckerberg mit seiner Einschätzung „die Zeiten der Privatheit seien vorbei [2]„, zeigt auch Steve Jobs immer häufiger, dass seine Äusserungen nicht immer nur positive Wirkungen erzielen. Dabei zeigen diese Unternehmer – obwohl sie  mit Social Media, Viralmarketing und Ende Kundenbindung Ihre grossen Erfolge feiern konnten – erstaunlich viel Naivität wie auch sie Twitterstürme [3] oder PR-GAUs [4] auslösen können.

Aktuell steht Apple besonders wegen seinen wichtigsten Zulieferer Foxconn [5] in der Kritik. Dieser produziert in Shengzen in China iPods, iPhones und auch das neue iPad. Nachdem mehrere Todesopfer wegen Selbstmord zu beklagen waren, wurde nicht nur Foxconn, sondern eben auch Apple kritisiert. Während anfangs das kalifornische Unternehmen eine Untersuchung [6] einleitete, hat Foxconn auch mit mehrfachen Lohnsteigerungen reagiert [7].

Auch hier war es Steve Jobs, der selbst das Problem erst richtig vergrösserte, da er eine Interview [8] auf der D8 Conference „All Things Digital“ zu diesem Thema gab. Mit dem Hinweis auf existierende Restaurants und Swimming Pools auf dem Fabrikgelände sagte Steve Jobs unter anderen

For a factory, it’s pretty nice

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Eine der Konsequenzen, die aus dieser Aussage folgten, waren reichhalte Kommentare auf Twitter und anderen Social Media Diensten die Apple daraufhin kritisierten. Dieses gipfelte dann heute vor einen der bekanntesten Apple Stores in San Francisco [10] an der Ellis/Stockton Street, in einer für die USA typischen Demonstration. Anders als in Europa, werden hier Demonstrationen eher als Flashmobs organisiert, wobei eine Gruppe von 3 bis zu mehreren Dutzend Aktivisten sich vor den Geschäften aufbauen und sich dort mit Schildern und Megaphonen  Gehör verschaffen.

[11]Unter dem Titel “ I Want an iPad but at what costs?“ organisierte dabei die Chinese Progressive Association [12] heute eine solche Demonstration. Dabei verteilten die Demonstration Flugblätter und hielten Schilder mit Aufforderungen wie „Tell Apple you care“ und mit Namen von gestorbenen Mitarbeitern hoch. Es bildete sich auch schnell vor dem Apple Store eine Gruppe von Schaulustigen, die diese Demonstration auch gleich fotografierten. Soviel Gegenwind für Apple ist wohl manchen Einwohner und Touristen ein Foto wert.

Unter Darstellung der iPads unter den Namen „DeathPad“ verwies die CPA San Francisco auf die Arbeitsumstände bei Foxconn. Sie wies darauf hin, dass bei Foxconn die tägliche Arbeitszeit 12 Stunden betragen wurden und das alle Mitarbeiter unter 25 Jahren seien.

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Dabei forderte die Organisation explizit unter Hinweis auf die Äusserungen von Steve Jobs die Besucher des Apple Stores auf, sie  zu unterstützen. Man schlug vor sich der im Apple Store ausgestellten iPads zu bedienen um an sjobs@apple.com eine E-Mail zu senden mit der Aufforderung auf Foxconn einzuwirken, um die Geschäftsmethoden zu ändern und die Bildung von demokratisch gewählten Gewerkschaften bei Foxconn zu fördern.

Es sollte dabei nicht  unerwähnt bleiben, dass die CPA das Flugblatt nicht mit einer Maximalforderung schliesst, sondern Apple mitteilt:

Work with Foxconn to keep the factory open in China but improve working conditions

Festzuhalten bleibt, dass auch Unternehmensgrössen nicht davor gefeit sind, Situationen durch eigene Äusserungen zu erschweren. Apple zeigt das mit seinen Streit mit Adobe und Steve Jobs öffentlicher Unterstützung von Foxconn nur zu gut, aber es ist und wird sicher nicht der einzige Fall bleiben. Die PR Berater und Krisenmanager dürften in Technologie- und Internetfirmen eine neue Zielgruppe gefunden haben. (FS [14])