(c) Cyrus Farivar, Source: http://www.wired.com/wiredscience/2007/05/42_fulltime_rad/

Search for Extraterrestrial Intelligence

Heute vor 36 Jahren und 3 Monaten hat eine Folge von 1.679 Einsen und Nullen das Radioteleskop in Arecibo, Puerto Rico verlassen und damit die Geburtsstunde der aktiven Suche nach der Antwort auf die Frage „Sind wir allein“ eingeleitet. Als Hauptinitiator der Nachricht gilt Frank Drake, der seitdem sein Leben dieser Suche nach ausserirdischen Zivilisationen gewidmet hat. Er initiierte ebenso die erste systematische Suche nach Signalen von Ausserirdischen. Heute werden diese Aktivitäten primär mit dem in Kalifornien ansässigen SETI Institut in Verbindung gebracht.

In Mai dieses Jahres wurde Frank Drake 80 Jahre alt und  Mitte August fand im kalifornischen Santa Clara die erste für die Allgemeinheit gedachte SETI-Konferenz SETIcon statt. Grund genug für das Silicon Valley Experiment Blog sich etwas von den klassischen SEO und Social Media Themen zu entfernen und einen mehrteiligen Beitrag zu veröffentlichen. Angekündigt als Konferenz  der anderen Art, sollte nur unweit vom Firmensitz von Yahoo! über den Stand der Forschung und verwandter Themen berichtet und diskutiert werden. Schon der Teilnehmerkreis zeigte, dass man sich diesem Ziel ernsthaft verpflichtet fühlte. Wissenschaftler von des Instituts zur Suche nach ausserirdischer Intelligenz (SETI), NASA und Universitäten traten hier neben Schauspielern aus Star Trek auf, Astronauten neben Science Fiction Autoren, Musiker neben Hochschulprofessoren.

Insgesamt hatten sich 450 Teilnehmer zur Konferenz vorher angemeldet. 1.000 Besucher waren gekommen, so berichtete Seth Shostak, Chefastronom und einer der Sprecher des Instituts.

Viele Besucher auf der SETIcon

Viele Besucher auf der SETIcon

Dabei wurde der Kongress vollständig durch Spenden, Sponsoren und Eintrittskarten finanziert, so wie das SETI Institut auch. Nur in gewissen Rahmen erhält SETI Unterstützung von der NASA z.B. im Bereich der Astrologie oder bei den Forschungsinstrumenten von SETI. Auch aus der Wirtschaft versorgen DELL, Intel und Google immer wieder mit ausgemusterten Rechnern. Insofern erhält das gemeinnützige Institut keine Steuergelder. Eine Situation, die beispielsweise Russell „Rusty“ Schweickart für angemessen hielt. Er argumentierte, dass die Suche nach ausserirdischen Signalen zwar ein ehrbares und begrüssenswertes Ziel darstellt, aber keinen offensichtlichen Nutzen für die Allgemeinheit hätte und daher auch nicht durch Steuermitteln finanziert werden sollte. Eine Ansicht, die manchen Teilnehmer des Kongresses erstaunte, wenn man sich daran erinnert, dass Rusty Schweigert als einer der Apollo-Astronauten selbst mit Apollo 9 die Mondlandefähre in der Erdumlaufbahn testete. Apollo gilt auch heute noch als ein eher politisch motiviertes Projekt, welches im Verhältnis zu den eingesetzten Geldmitteln, relativ wenig wissenschaftliche Erkenntnis brachte

Durch die Finanzierung hat das SETI Institut häufig mit eingeschränkten Möglichkeiten zu kämpfen. Dies spornte die Mitarbeiter – darunter mindestens zwei Nobelpreisträger –  an, sich mit effizienten Hardware- und Softwarelösungen insbesondere im Bereich der Signalverarbeitung zu beschäftigen. Schon vor vielen Jahren wurde durch SETI auch ein Projekt an der Universität Berkeley inspiriert. Mit Hilfe von Bildschirmschonern auf tausenden privaten PCs wurden Signale von Radioteleskopen nach Anomalien ausgewertet. Das Seti@Home-Projekt der Universität wurde damit auch zum Vorbild vieler anderer Anwendungen, an denen sich jeder mit seinem eigenen PC beteiligen kann, z.B. im Bereich der Krebsforschung. Mit dem Projekt setiQuest möchte man an diese Erfolge anknüpfen und möchte die Allgemeinheit wieder mehr in die Forschung einbinden.

Die Vorträge hatten alle möglichen Themen und waren abwechslungsreich:

447 Welten and counting…

Debra Fischer, Astronomin und erste Frau, die einen Planeten in einem anderem Sonnensystem entdeckt hat, berichtete ausführlich über den Stand der Planetenjagd. Auch für Laien verständlich wurden die unterschiedlichen Methoden der Suche dargestellt und Beispiele der bis jetzt weit über 400 entdeckten Planeten gezeigt, darunter beispielsweise das System Upsilon Andromedae mit seinen bisher entdeckten drei Planeten. Die Suche nach erdähnlichen Planeten gestaltet sich dabei besonders schwierig und es wurde deutlich, dass die Wissenschaft hier insbesondere auf das neue Weltraumteleskop „Kepler“ setzt. Dies ist seit einem Jahr im Betrieb und hast schon über 400 Sterne als Kandidaten entdeckt, um die eventuell weitere Planeten kreisen. Die an der Universität von San Francisco arbeitende Astronomin geht davon aus, dass innerhalb der nächsten 5 Jahre mit der Entdeckung des ersten Planeten in Erdgrösse gerechnet werden kann. Ob diese dann auch Leben beherbergen können, ist wiederum eine andere Frage, die heute noch keiner beantworten kann. Denn eine der wesentlichen Überraschungen war, dass unser Sonnensystem sich bis jetzt als eher ungewöhnlich darstellt. Andere Sternensysteme haben häufig viel größere und näher um ihre Sonne kreisende Planeten. Dies hat jedoch nicht zu bedeuten, dass sich unser Sonnensystem doch wieder als etwas besonderes fühlen darf – die bisherigen Suchmethoden hätten auch Planeten in einen uns viel ähnlicheren Sonnensystem kaum entdecken können.

Bildung, Unterhaltung, Wissenschaft

Schon nach wenigen Vorträgen fiel auf, dass viele Besucher aus dem Bildungsbereich kamen. Von Grundschullehrern bis zu Hochschuldozenten war alles vertreten. Daher kaum auch in vielen Vorträgen das Thema zur Sprache, wie man die junge Generation für Wissenschaft begeistern  und ihnen das häufig trockene Thema näher bringen kann.

Tim "Tuvok" Russ

Tim "Tuvok" Russ

Ein gutes Beispiel dafür war beispielsweise eine Veranstaltung mit Tim Russ, bekannt als Darsteller des Vulkaniers Tuvok in der Fernsehserie Star Trek: Voyager. Seine Schauspielerei war aber nicht das Thema, sondern seine Tätigkeit, als Hobby-Astronom.  Ross ist häufig mit seinen 4 Teleskopen unterwegs um Sternennebel und -haufen zu beobachten. Er berichtete von seinen Erfahrungen mit Filtern, Teleskopen und wie man gute Plätze für Beobachtungen findet, was im Grossraum Los Angeles in dem er lebt keine einfache Aufgabe ist. Mit der Sternguckerei hat er erst mit knapp über 30 angefangen, aber die Begeisterung zum Thema konnte er zweifelsohne vermitteln.

Bad Science vs Good Science

Insgesamt war die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und der Öffentlichkeit ein beherrschendes Thema, gerade wenn es um Film und Fernsehen ging. Die Unterhaltungsindustrie kann ohne Zweifel Wissenschaft näher bringen und damit junge Leute für Themen in dem Bereich begeistert, aber auch in der Öffentlichkeit vieles erreichen. Wenn beispielsweise bei Dr. House eine Folge gesendet wird,  in der es um Brustkrebs geht und die Vorsorge anspricht, steigen danach die Anfragen nach Screening bei den Ärzten. Die National Academy of Science hat eine eigene Stelle geschaffen, die als Verbindungsglied zwischen Buchautoren, Fernsehproduzenten und Filmschaffenden auf der einen Seite und wissenschaftlichen Beratern auf der anderen Seite dient.

Bad Science in Film & TV

Bad Science in Film & TV

Fernsehserien wie Dr. House, Lie to Me, Fringe, Big Bang Theory,  Lost und andere wurden hierbei genannt. Kritisiert wurde dabei, wenn Wissenschaft falsch oder unsinnig dargestellt wird. Dabei akzeptierten die Wissenschaftle, dass das „Storytelling“ bestimmte Rahmenbedingungen benötigt.

Es ist nicht zu vermeiden, dass bei Serien CSI, NCIS oder Bones eine DNA-Analyse nicht wie in der Realität Wochen oder Monate dauern kann, sondern innerhalb weniger Stunden vorliegt. Jedoch wünsche man sich, dass basierend auf einer „wilden Idee“, wenigstens alles was darauf aufbaut sinnvoll und in sich logisch dargestellt wird.

So brachte Jennifer Quellette als Direktorin dieses Programms bei der National Academy of Science einige Beispiele aus populären TV Serien:

  • In der Folge Die Achse der Pythia der Serie Angel lenkt die Profidiebin Gwen mit ihrer elektromagnetischen Kraft einen Laserstrahl ab, was so in der Form Unsinn ist. Dabei so berichtete sie, hätte es sehr wohl eine wissenschaftliche akkurate Lösung gegeben, indem die Diebin die Luft ionisiert hätte.
  • Während in der Folge Das grosse Schweigen aus dem selben Franchise Buffy die explodierenden Köpfe durch den Schrei der Hauptprotagonistin sehr wohl wissenschaftlich erklärt werden kann.
  • Als insgesamt lobenswertes Beispiel wurde Lost aufgeführt. So wurden in der Serie sehr wohl die Probleme der Zeitreise korrekt dargestellt, unter anderen, dass die Vergangenheit nicht geändert werden kann. Im Umfeld der Serie wurde die Lost University (http://www.lostuniversity.org/) gegründet. Dort kann man sich an mehrstündigen Kursen zu Themen wie Einführung in die Physik der Zeitreise oder Fremdsprachen für Anfänger wie z.B. Japanisch teilnehmen. Diese Online-Universität kann man auch mit Tests erfolgreich abschliessen. Auf der neuen Blu-Ray-Veröffentlichung wird die Lost University ebenfalls integriert sein. Tausende von Teilnehmern haben diese Kurse erfolgreich abgeschlossen.

Dabei haben sich auch Autoren wie Robert J. Sawyer (Autor des Buches FlashForward und anderer SF-Bücher) oder Produzenten von Serien wie Eureka oder Star Trek für wissenschaftlichen Input bedankt. Korrekte wissenschaftliche Basis macht häufig den Unterschied aus, ob eine Geschichte beim Zuschauer glaubhaft und schlüssig ankommt und nicht als reine Fantasie und damit uninteressant wirkt.

Roboter oder Protoplasma

Andere Themen befassten sich mit den Problem der Weltraumfahrt. Sei es mit Möglichkeiten der interstellaren Raumfahrt oder die Frage, ob Protoplasma in Form von Menschen oder Roboter zum Mars und den anderen Planeten gesendet werden sollte. Die Diskussionen waren dabei fast alle nicht trocken, sondern auch von Humor geprägt. Beispielsweise als das Thema aufkam, ob Reisen schneller als das Licht möglich wäre.  Alle Physiker meinten, dass das unmöglich ist, man sich aber sehr wohl mit Hilfe von Wurmlöchern und anderen eine „Umgehung“ dieser Beschränkung ausdenken könnte. Allerdings würden all diese theoretischen Möglichkeiten sehr, sehr viel Energie benötigen. Dies wurde aber die Physiker nicht davon abhalten, solche Gedankenkonstrukte zu verfolgen. Aus ihrer Sicht ist jede Form der interstellaren Raumfahrt interessant, solange der Energieaufwand geringer als unendlich wäre. Von da an wäre das weitere ein Problem der Ingenieurproblem.

Der Pluto Killer

Der Pluto Killer

Vortrag eines Mörders

Einen hochspannenden Abschluss fand die Konferenz noch mit dem Vortrag von Mike Brown.

Der kalifornische Astronom hat sich seit vielen Jahren mit der Suche und Entdeckung zahlreicher Kleinplaneten ausserhalb der Pluto-Bahn beschäftigt. Mit Eris, Sedna und anderen hat er damit Welten entdeckt, die ähnliche gross oder gar grösser als Pluto sind. Dazu kommen 1.200 weitere Objekte, die kleiner oder deutlich kleiner sind, und sich als Asteroiden und Zwergplaneten ausserhalb der Plutobahn bewegen.

Dabei haben die meisten Objekte exzentrische Umlaufbahnen. Die Ursache ist nicht bekannt, wobei man annimmt das Neptun daran nicht ganz unschuldig ist.

If something strange happened in the outer solar system, we blame Neptun.

Damit war er federführend dafür verantwortlich, dass Pluto den Status als Planet aberkannt  und die neue Klasse der Zwergplaneten geschaffen wurde. Als „Mörder von Pluto“ konnte er jedoch seinen Fall überzeugend darlegen, so dass am Ende viele Teilnehmer – die vorher Pluto weiterhin als Planet sehen wollten – anerkannten, dass die Herabstufung eine logische und sinnvolle Entscheidung war.

Er berichtete ebenso über seine Entdeckung des Zwergplaneten Sedna, die er sehr humorvoll und anschaulich darlegte . Der stark elliptische Orbit und die grosse aktuelle Entfernung (dreimal weiter entfernt als Neptun) macht Sedna zu einer einzigartigen Welt. Faszinierend dabei, die Welt entfernt sich auf Grund seiner extrem elliptischen Umlaufbahn bis zu 5 Lichttagen von der Sonne. Während seiner 12.000 Jahre Umkreisung um die Sonne, ist er nur ca. 200 Jahre so nah an der Sonne, dass man ihn hätte entdecken können – was im Jahr 2003 dann auch geschah. Also ein grosser Glücksfall, gleichzeitig aber auch ein Hinweis, dass es noch viel mehr und extremere Zwergplaneten im äusseren Sonnensystem geben könnte. Ein neues Teleskop in Australien soll daher jetzt insbesondere den bis dato schlecht erforschten südlichen Sternenhimmel systematisch nach weiteren Zwergplaneten durchsuchen.

Beunruhigen muss jedoch der Hinweis des Astronomen, dass er mit Merkur auch noch etwas besonderes vorhat. Er würde über seinen Twitteraccount @plutokiller aber da weiter informieren.

In den folgenden Tagen werden drei weitere Artikel zur SETICon 2010 erscheinen mit den Schwerpunktthemen Suche nach ausserirdischen Leben, dem Open Source Projekt des SETI Instituts und die Möglichkeit von Marsmissionen.  (FS)

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