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Blogworld 2010: Interview mit dem Gründer der „World of Blogs“

Rick Calvert in Las Vegas [1]

Rick Calvert in Las Vegas

Seit 2007 [2] findet mit der Blogworld [3] eine der wichtigsten Konferenzen für Blogger in Las Vegas statt. Der Ort wurde wegen seiner guten Anbindung und den guten Konferenzangeboten gewählt. Allerdings gab es noch ein Argument: Man wollte man den Titel „Yet another Conference in San Francisco“ vermeiden.

Neben anderen Konferenzen und Ausstellungen, wie die Web2.0 und die SES, hat sich die Blogworld & New Media Expo als das Mekka der Inhaltsproduzenten der New Media etabliert. Wir hatten die Gelegenheit, im Mandalay Bay Hotel in Las Vegas, mit Rick Calvert [4],  Gründer [5] und CEO der Blogworld, zu sprechen (gekürztes Interview):

SVB: Wie ist die Idee zur Blogworld entstanden ?

Rick Calvert: Das ist eine lustige Geschichte. Im Jahr 2000 gab es ja eine Präsidentenwahl, wo eine Weile unklar war, ob George W. Bush oder Al Gore die Wahl gewonnen hatte. Man hat also die klassischen Medien verfolgt, aber diese gingen nicht in die wirklichen Details. Schon damals fand ich bei der Suche nach Informationen Blogs, die wirklichen Details verbreitet hatten, mit Wahlergebnissen, wie viele fehlerhaften Zählungen es gab. Kurz danach war 9/11, wonach die Blogosphere regelrecht explodierte. Seit der Zeit verfolgte ich  primär politische Blogs.

Während ich im Stau saß, hörte ich eine Radiosendung über ein politisches Thema. Ich rief in der Sendung an um zu diskutieren. Da bekam ich den Tipp, ich solle ein politisches Blog aufmachen. Noch am selben Tag eröffnete ich in 5 Minuten das Blog und fing an zu schreiben. Und kurz danach bekam ich den ersten Link von einer bekannten Person, die auf mich verwies. Das überraschte mich sehr, denn ich war weder Journalis,t noch ein politischer Kommentator. Ich begann dann Interviews zu führen und Buchrezessionen zu schreiben.

Im Laufe der Jahre habe ich immer mehr gemerkt, was als Blogger möglich ist und welchen Einfluss man gewinnen kann und bekam nach einer Weile das erste Angebot, Werbung zu schalten. Die Überlegung war dann recht schnell, dass evtl. dieses Hobby zum Beruf werden könnte. Also fing ich an nach etwas wie „Blogworld“ zu suchen und fand nichts. Zu dem Zeitpunkt kannte ich Namen wie Tim O`Reilly [6], Robert Scoble [7] oder  Dave Weiner [8] noch nicht. Ich recherchierte im Freundeskreis und es gab ein Interesse an einer entsprechenden Konferenz.

Da kam mein bisherige Beruf ins Spiel, den ich habe Tradeshows und Konferenzenn organisiert mit teilweise 100.000 Teilnehmern wie SEMA Show [9] oder die ComicCon [10] in San Diego. Aus der Zeit kenne ich beispielsweise auch Deutschland z.B. wegen der LIGNA Messe [11] in Hannover. Nach dem der bloggende Freundeskreis sagte, sie würden kommen und auch Kollegen im Tradeshow-Bereich das für eine gute Idee hielten, sprach ich mit meinen Partner Dave Cynkin [12] und wir haben die erste Blogworld organisiert.

SVB: Wie hat sich die Blogworld seit seiner Gründung entwickelt ?

Rick Calvert: Im ersten Jahr 1.500, im zweiten Jahr 1.750 Teilnehmer. Auch wenn sich das auf den ersten Blick nach geringer Steigerung anhörte, nahmen im ersten Jahr die meisten Teilnehmer nur an 2 der 3 Konferenztagen teil. Im zweiten Jahr kamen die meisten schonfür die gesamte Konferenz. Viele Teilnehmer waren über die Größe der Veranstaltung überrascht. Dies gilt auch für Aussteller, wie Henry Copeland [13] der mit seinen bekannten Angebot BlogAds [14] von Anfang an vertreten war. Alle politischen Blogger nutzen BlogAds um Werbung zu platzieren und obwohl er im Vorfeld skeptisch war, war er überrascht wie gross die Konferenz war.

Der schwierige Schritt am Anfang war die Aussteller, Sponsoren und alle zu überzeugen, dass hier wirklich eine Industrie bzw. Markt entsteht. Bei den Ausstellern waren aber viele wichtige Anbieter im Bereich der Blogwerbung, Anbieter wie BlogCatalog oder Yahoo dabei. Im letzten Jahr kamen dann 2.200 Teilnehmer. Mit SouthwestAirlines, Budweiser und andere waren dann auch die ersten grösseren Sponsoren. In diesen Jahr kamen über 3.000 Teilnehmer. Mit Kodak, Sony, Ford, SouthWestAirlines, Youtube und anderen haben wir eine breite Basis an bekannten Sponsoren gewonnen. Aber auch bei den Sprechern haben wir viele bekannte Blogger gewonnen, die man so auf der Web 2.0 oder SES nicht sehen würde.

Eine Konferenz und Messe spiegelt aber auch immer die Industrie und den Bedarf wieder. Dass wir wachsen liegt auch daran, weil das gesamte Thema Blogs, Social Media und New Media so stark wächst. Dabei stehen wir erst am Anfang der Entwicklung in diesen Bereich.

SVB: Wie setzen sich die Besucher der Blogworld heute zusammen ?

Rick Calvert: Im Gegensatz zum Beginn haben wir definitiv mehr Marken, Unternehmenvertreter und PR und Digitale Agenturen vertreten. Der Kern stellen aber weiterhin die Inhalteproduzenten dar. Aktuell sind etwa eine Hälfte Inhalteanbieter wie Blogger, Podcaster, Video-Podcaster und die andere Hälfte aus dem Bereich der Unternehmen und digitalen Agenturen.

SVB: Die SES und Web2.0 sind andere Konferenzen, die sich auch mit Social Media beschäftigen. Ist das eine Konkurrenzsituation ?

 

Rick Calvert: Alle Konferenzen erweitern ihre Themen in den Social Media Bereich um diesen Wachstumsbereich zu erreichen. Die SES beschäftigt sich ja ursprünglich primär mit SEO und den Details um dieses Thema. Die SEO Konferenzen adressieren vielleicht 100.000 potentielle Interessenten, wie adressieren Millionen. Ein Blogger braucht eigentlich keine grossen SEO Kenntnisse. Macht jemand einen Blog richtig, dann entsteht ein guter SEO Erfolg von alleine.

Alle im Bereich der Inhalteanbieter, die Blogger, die Zeitungen, die Radiostationen die TV Stationen, erfinden sich gerade neu und sind daher an unseren Content-Event interessiert. Die Blogger selbst stellen als neues Medium eine riesige Gruppe an neuartigen Inhaltsproduzenten dar. Das ist unsere Zielgruppe, die wir erreichen wollen und das sind Millionen. Ebenso alle Agenturen im Bereich Werbung sind stark an Blogworld und ihren Themen interessiert.

SVB: Auf dieser Blogworld gibt es eine Reihe von Sponsoren, die auch mit Diensten vertreten sind wie Sony die Kameras kostenlos verleihen oder eine New Media Lounge betreiben. Wie seit ihr an Sponsoren wie Kodak gekommen ?

Rick Calvert: Am Beispiel Kodak war es sehr einfach und überraschend als Sponsor zu gewinnen.Ein Freund stellte mich Jeffrey Hayzlett, damals CMO von Kodak, vor. Dieser sagte in einen Gespräch sofort, er möchte mit Kodak bei der Blogworld dabei sein.

Kodak hat bei einer solchen Vorstellung auch gleich mehrere Möglichkeiten. Das Unternehmen bietet Produkte für Blogger an, wie kleine Videokameras. Dasselbe gilt für Sony, die den Sony Bloggie zeigen. Sie können mit den Nutzern reden und gleichzeitig erreichen sie die Multiplikatoren, die dann auch über ihre Produkte schreiben können. Desweiteren demonstrieren sie, dass für sie Social Media ein kritischer Faktor für das gesamte Geschäft geworden ist. Das sieht man auch daran, dass sie einen  Chief Listening Officer [15] bei sich im Unternehmen als Stelle eingerichtet haben.

SVB: Die Blogworld ist eine Konferenz für New Media und die Inhalteanbieter. Wird dieser neuen Weg und die Blogosphere die klassischen Medien ersetzen?

Rick Calvert: Das ist eine schwierige Frage und ich weiss es auch nicht wirklich. Du hörst von Blogger häufig, dass Social Media/New Media die traditionellen Medien killen werden. Gleichzeitig hört man die arrogante Meinung der traditionellen Inhaltsanbieter, dass dies ja nur user-generierte Inhalte wären.

Man muss aber entscheiden: Du findest Menschen die schreiben täglich ein Blog, immer zum selben Thema. Das ist New Media. Wenn aber nur ein Bild oder ein Video der eigenen Katze hochgelädt, dass is user-generierter Inhalt.

Wer diesen Unterschied nicht versteht, seien es Journalisten, Redaktionen oder Verlagshäuser, der wird untergehen. Jene die das verstehen, werden diese Entwicklung adaptieren und in Ihre Arbeit und ihr Business integrieren.

Traditional Media Business, as it exist today, is done. That is not come at last. Their will be some new version

Hier sind Journalisten, Vertreter von Radiostationen, von CNN und anderen, die das verstehen.

Es wird immer ein Bedarf geben, dass Inhalte aus verschiedenen Quellen und auf verschiedene Arten präsentiert werden. Immer werden Menschen New York Times oder CNN vertrauen, aber es wird auch viel mehr Bedarf an Inhalte geben.

Blogger kommen aus Begeisterung über ein Thema dazu Inhalte zu produzieren, die Journalisten kommen aus der Sicht des professionellen Schreibens. Blogger und Journalisten können aber voneinander lernen. Genauso gibt es aber welche in Verlagshäusern, Radiostationen, die, wenn sie einen Weg finden könnten, diese Entwicklungen aufzuhalten, es sicher tun würden.

SVB: Wie geht es mit Blogworld weiter, ist mit einer internationalen Variante in Europa zu rechnen ?

Rick Calvert: Ja. Blogworld wird nächstes Jahr höchstwahrscheinlich nach Europa kommen. Wir haben mit potentiellen Partnern Gespräche geführt und kurz nach der Konferenz plane ich nach Deutschland fliegen um das Potential auszuloten.

SVB: Darauf kann man sich dann ja schon freuen. Zum Abschluss vielen Dank für das Interview.

(FS [16]