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Blogworld 2010: Sex und Politik in Social Media

SVE BWE [1]

Erotikstars im Gespräch

Was haben Politik und Sex gemeinsam? Auf alle Fälle Social Media Marketing Strategien. Wie Politiker und Pornostars Social Media nutzen, wurde auf der Blogworld & New Media Expo in Las Vegas erörtert.

In drei Veranstaltungen ging es um Sex, Politik und Social Media Krisen und wie damit umgegangen wird.

Nicht nur viele Politiker haben inzwischen eine Facebook Fanpage und einen Twitteraccount und äußern sich dort zu allgemeinen Themen. Nein, auch die Pornoindustrie hat dieses Medium für sich entdeckt und kommt auf diese Art und Weise ihren Kunden näher.

Auf Twitter präsentiert sich jeder von seiner menschlichen Seite.

Mehr Verständnis mit Hilfe durch Social Media

Die Pornoindustrie versucht mehr Verständnis [2] mit Hilfe der Social Media zu erreichen, so die Darstellerin Nina Hartley [3]. Was in den Filmen gezeigt werde sei nicht real sondern Fantasien, so die US-Pornodarstellerin. Der Mensch den man da sieht, ist ein Schauspieler, der privat [4] ganz anders ist als es dort zu sehen ist. Über diesen Kanal werde nun versucht, mehr Respekt für diesen Beruf zu generieren und den Menschen zu zeigen. Kelly Shibari [5], Social Media Adult Marketing [6] Consultant, merkte an, dass darüber Marken gebildet werden. Die Erotikdarstellerin meinte hierzu, dass twitternden Pornostars gefolgt werden würde , da auch hier Interesse an dem normalen Leben der Person bestehen würde. Als Umkehr davon ist es möglich, direkt mit dem Kunden zu reden.

Es gibt natürlich noch immer einen Unterschied zwischen der Darstellung von Männern und Frauen. Sex ist nachwievor romantisch verklärt, so Jamye Waxman [7]. Die amerikanische Sex-Therapeutin sagte, dass Pornostars auf Twitter über sehr moderate Themen reden und  dem Mainstream folgen. Delikate Themen würden vermieden werden. Das tut auch eine andere Nutzergruppe in sozialen Netzwerken: Die Politiker.

„Likes“ als Politbarometer

SVB Mark Penn Karen Huges [8]

Mark Penn & Karen Huges

Mark Penn [9] und Karen Hughes [10] haben beide schon verschiedene Präsidentenkampagnen in den USA geleitet. Seit Neuestem beziehen sie auch Social Media dazu ein. Politische Kandidaten nutzen zunehmend Social-Media-Sites wie Twitter, YouTube und Facebook, um traditionellen Methoden die Wähler zu erreichen und  zu ergänzen. Die neuen Medien helfen den Menschen auf ihrem Weg in die Unabhängigkeit. Social Media bietet tatsächlich ein große Chance für politische Kampagnen und Debatten. In der Politik, ermöglicht sie mehr Freiheit und Netzwerk-Lösungen für den Alltag an, Jedermann kann daran teilnehmen. Dank den Online Medien ist es sehr viel einfacher geworden, sich politisch zu engagieren und selber ein Teil davon zu werden, so die Politikerin, die 1994 bereits für G.W. Bush in Texas [11] seine Kampagnen führte.

Die Kraft der Kommunikation hat sich verändert und in die virtuelle Welt verschoben. Alle haben die Möglichkeit, eine politische Diskussion, mit einem unbegrenzten Publikum zu haben. Dies gilt selbst dann, wenn kein  Zugang zu den traditionellen Medien besteht. Der Bürger hat somit die Möglichkeit, Gleichgesinnte zu finden, zu politischen Konsens zu treffen, um politische Verbündete zu schaffen. Dazu gibt es Zugriff auf Informationen außerhalb [12] kontrollierten Nachrichten der Kandidaten.

Die „Likes“ auf Facebook können durchaus als Politbarometer gewertet werden. Obamas Kampagne war laut der republikanischen Politikerin, die größte, die online bislang geführt wurde, wie sie voller Neid zugab. Er hat die Leute direkt an sich gebunden, es war eine Computer zu Computer Kampagne.

Penn, der 6 Jahre unter Präsident Clinton arbeitete meinte, dass desweiteren statistisch 15% aller Internet Nutzer Kommentare auf politischen Webseiten hinterlassen,  sich zu sozialen Themen geäußert oder einen politischen Blog gestartet haben. Wenn alles richtig gemacht wird, kann Social Media ein leistungsfähiges Kommunikations-Tool für Kampagnen werden, so dass die Kandidaten ihre Zielgruppen in neuer und überzeugender Weise erreichen. Ein großer Vorteil für Politiker besteht darin, sich selber auch online bestmöglich präsentieren zu können, merkte Penn an.

Auch wenn die traditionellen Medien die Botschaft von nur einem Kandidaten zu kontrollieren versuchen um ihn in einem guten oder schlechten Licht dastehen zu lassen, ignorieren sie hierbei den Faktor, dass Social Media nicht zulässt, dieses unangefochten als die einzige Botschaft [13] stehen zu lassen. Mit Hilfe der Social Media gelinge es nun, ein anderes Bild von sich zu erschaffen oder ein bestehendes zu ändern. Etwas, was gerade notwendig wird, wenn dieser Bilder nichts mit der Realität zu tun haben oder man diese Realität lieber nicht sehen möchte – das führt dann häufig zu Social Media Krisen.

Die meisten Krisen sind eher Notfälle

Wir leben heutzutage in einer Welt, in der Neuigkeiten unmittelbar publiziert und weitergegeben werden. Reporter sind innerhalb der Kunden, Firmen und Mitarbeitern zu finden. Valeria Maltoni [14], Strategie bei der Powered, Inc., sagte hierzu gleich am Anfang, dass jeder ein Content Produzent ist und prinzipiell jeder, der an Social Media partizipiert, ein Journalist sei, der sich mitteilen will. Einer der obersten Grundsätze mit Krisen innerhalb dieses Mediums umzugehen ist, aufmerksam zuzuhören, transparent zu sein und unmittelbar zu reagieren um Kollateralschäden zu vermeiden. Innerhalb der traditionellen Printmedien gibt es sogenannte „Deadlines“ die für die neuen Medien nicht gelten. Diese sind immer und überall, 24/7 zu erreichen und veröffentlichen auch entsprechend. Social Media schläft nie. Desweiteren werden Informationen zu News erklärt, die vor 20 Jahren noch ohne Belang gewesen wären.

SVB BWE [15]

"Krisen"-Panel

Auch könne und müsse auf Krisen und Probleme unmittelbar reagiert werden. Dazu müsse man sehen, dass 90% aller „Krisen“ gar keine sind, so Shel Holtz . Der Leiter von Holtz Communication + Technology meinte hierzu, es wären eher Probleme, die in die Kategorie Notfall kommen; Dinge, mit denen nicht gerechnet wurde da man nicht an die Möglichkeit zuvor gedacht hat. Da auf allen Plattformen kommuniziert werden kann, verbreiten sich falsche Aussagen schneller und auch anders, so Scott Monty [16], Chef der Social Media von Ford. Dallas Lawrence [17] merkte an, dass mit den eigenen Antworten, die Menschen an sich gebunden werden müssen. Krisen würden oftmals überkommuniziert und aufgebauscht, so der Managing Director von Burson-Marsteller. Schlussendlich kann man daraus aber nur gewinnen und lernen, wie es beim nächsten Mal besser gemacht werden kann. Selbst negative Kommentare seien zu 95% ein falsch verstandenes Problem.

Ganz wichtig ist die unmittelbare Reaktion auf Probleme. Menschen haben keine Geduld und wollen sofort ein Feedback haben und über Entscheidungen informiert werden. Bei einem Problem sind immer die ersten 24 Stunden die wichtigsten. Die Wahrheit zu sagen, ist oftmals die beste Verteidigung. Dazu kommt, dass das Bedürfnis nach Transparenz von Seiten der Community sehr hoch ist.

Das richtige Medium zur richtigen Zeit

Eines der Hauptprobleme ist, wann welche Marketingkampagne auf welchem Medium die Richtige ist. Dinge, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären, haben heute eine große Toleranz erreicht. Online Medien müssen zum Dialog genutzt werden. Es ist keine einseitige Kommunikation sondern ein Dialog wo es möglich ist, den Stars aus Politik, Film oder einer Marke sehr nahe zu kommen. Dadurch kann es zu einem besseren Verständnis auf beiden Seiten führen, da es die Menschen zusammenführt. (AE [18])