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6Sight – Zukunft der Fotografie

6Sight - Future of Imaging

6Sight - Future of Imaging

Vom 15. bis 17.11.2010 fand in San Jose, Kalifornien, die 6Sight statt. Es ist eine der besten stattfindenden Konferenzen zum Thema der Zukunft von der Fotografie. Modernste Imaging-Technologien werden dort ebenso vorgestellt wie Podiumsdiskussionen sowie Ausblicke in die Zukunft der Fotografie.

Die Konferenz hat die verschiedenen Fragen der Industrie aus Sicht von Analysten, Hersteller und Konsumenten beleuchtet.
Die Fotoindustrie gehört zu jenen Industrien, die gleich in mehrfacher Hinsicht in den letzten Jahren einen starken Wande [1]l unterworfen war. Einerseits die Entwicklung vom analogen zur digitalen Fotografie. Gleichzeitig hat sich das Produktangebot vom reinen Bildabzug und Poster hin zu komplexeren Produkten wie Fotogeschenke, Fotokalender und besonders Fotobücher in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen erweitert. Zu guter letzt kam erst das Internet und immer mehr Anwendungen wie Flickr, Facebook und andere dazu.

Was bringt die Zukunft ?

Themen: Smartphones, 3D, Augmented Reality und mehr [2]

Themen: Smartphones, 3D, Augmented Reality und mehr

Die Industrievertreter sind – trotz aller Probleme in der Branche für die Zukunft optimistisch. Menschen wollen etwas anfassen, war der gemeinsame Tenor, daher sind die Dinge, „die man in den Händen halten kann“ nicht tot. Aber es gibt klar eine Verschiebung warum diese gegründet werden. War früher der Hauptgrund für Bilddruck das teilen des Erlebten mit seinen Familien- und Freundeskreis, wird dieses Ziel heute eher durch die sozialen Netze abgedeckt. Der Vorteil an den Online Plattformen ist eindeutig, dass es einfacher ist, als mühsam die Bilder zu sortieren, gestalten, drucken und dann noch zu verteilen, desweiteren seien sie jederzeit angezeigt und das auch von immer mehr Geräten: PC, TV, Handy, digitaler Bilderrahmen und andere.

Leider sei es noch immer häufig von Nöten, Menschen zu erklären, was ein Fotobuch sei und was dessen Möglichkeiten sind, so Don Franz [3]. Wo und wie Nutzer ihre Bilder und Fotoprodukte produzieren war schon immer von Markt zu Markt unterschiedlich. In der asiatischen Region wird noch häufig in Geschäften produziert, gefolgt von Europa, Lateinamerika und am seltensten in den USA wenigsten wird es in Amerika noch getan.

Social Media: Taking the Memories to Moments

6Sight Experten Panel [4]

6Sight Experten Panel

Steve Hoffenberg [5] von Lyra Research Inc [6] schätzt, dass schon 2010 5% aller aufgenommenen Fotos von Konsumenten auf Facebook hochgeladen werden. Es werden 3 Milliarden Bilder jeden Monat auf Facebook hochgeladen. Auf Flickr wurden in den Jahren 2009 und 2010 insgesamt „nur“ 5 Milliarden Bilder hochgeladen. Die Tendenz geht auch nach seinen Untersuchungen zum hochladen und sharen von Bildern, weg vom drucken.

Laut Frank Baillargeon [7] von InfoTrends [8] hat sich das gesamte Kundenverhalten geändert, da es sich immer mehr in die Onlinewelt verlagert. Durch die Mobilen Applikationen und den Plattformen ist es möglich, Den Augenblick zu zeigen, Fotos werden in den wenigsten Fällen noch als eine „Erinnerung“ gemacht, da es dank der Digitalfotografie einfach geworden ist, nicht mehr selektiv sein zu müssen. Bilder, die nicht gefallen oder nichts geworden sind, werden einfach gelöscht.

[9]Hatte sich während der Digitalisierung die Nutzung von Fotodiensten von Frauen auf die Männer verlagert, kehrt sich diese Tendenz nun laut  Liz Cutting [10] wieder um. Ihrer Ansicht nach, hat dies etwas mit der weiblichen Kreativität zu tun. Das geschieht häufig über Fotobücher, da das die besten Erinnerungen zusammenfasse, um diese mit Anderen zu teilen, herum zu zeigen und zu verschenken. Allerdings steht immer mehr im Vordergrund, dass Bilder getauscht werden.

Ausdrucke zu Hause machen eher ältere Menschen, die sich mit Kiosk Systemen nicht auskennen oder eine Scheu davor haben. Junge Menschen bestellen eher Online und lassen sich die Produkte ins Haus liefern, die mittlere Altersgruppe bevorzugt Kiosksysteme und die Abholung der Bilder im Geschäft. Allerdings ist dieses auch eine Frage der Menge der Ausdrucke, da der Preis, bei vielen eigenen Ausdrucken ein dramatischer Ressourcenfresser für Tinte, Papier und auch Zeit sei, so Steve Hoffenberg. Der Grund für Ausdrucke zuhause hebe etwas mit Bequemlichkeit zu tun und der Kontrolle was gedruckt wird. Besitzer einer Digitalen Spiegelreflexkamera machen dies noch häufiger als der Rest, da sie mit einer ganz anderen Motivation und Leidenschaft ans Fotografieren gehen. Das Teilen der Bilder auf anderen Plattformen sei populärer und erreiche auch mehr Leute. Desweiteren werden auch häufiger Fotoframes benutzt, da auf diesen die Bilder einfach auszutauschen wären.

Vom Publisher zum Producer

6sight in 3D [11]

6sight in 3D

Grundsätzlich habe sich die „DNA“ der Verkäufer zu verändern. Bilder sind nur noch ein Tool und kein dauerhafter Wert. Wertvoll werden sie erst, durch die spezielle Aufarbeitung und Gestaltung bei der der Kreativität keine Grenzen gesetzt seien. Langweilige althergebrachte Fotobücher, wie wir sie noch von unseren Eltern her kennen, würde keinen mehr interessieren so Manny Almeida [12] . Dazu sei aber eine sehr große Flexibilität der Händler nötig. Von der Online Seite aus gesehen, sind bessere Korrekturen und Bildoptimierungen nötig, aber auf eine Art, die der Endkunde nicht merken soll, sondern einfach nur begeistert über die Simplizität der Möglichkeiten ist.

Hierbei kommt auch wieder der größte Wunsch der Community zum Tragen: Das eigene Leben zu teilen und aktiv am Leben der Anderen teilzunehmen. Ed Monahan [13] merkte dazu an, dass es um eine Balance der Gewalten geht. Die Dinge sollen nicht ersetzt, sondern erweitert werden. Dem Kunden müsse aktiv geholfen werden, ihre schönsten Momente zu bewahren.

Simplicity & Education

Wichtig bei der Kundenbindung und –betreuung ist es, die Produkte einfach zu gestalten und den Kunden auch gleichzeitig dazu erziehen, diese zu nutzen. Das geht eben nur damit, ihm die Angst vor den Produkten zu nehmen und mögliche Fallen von vorneherein auszuschließen so Gary Pagean. Die Programme müssen selbsterklärend und einfach zu bedienen sein. Mit komplizierter, unverständlicher Software sei niemanden geholfen. Auch müsse die Fotoindustrie ein besseres Verständnis für die Social Media aufbringen, da dieses Medium für beide Seiten ein Gewinn ist, wo beide schlussendlich voneinander lernen können.

Die Demografie der Fotografen hat sich ebenfalls verschoben. So bestehen sie heutzutage zu 5% aus Profis und zu 44% aus Enthusiasten. Die restlichen 50% teilen sich zu nahezu gleichen Teilen die Anfänger und Fortgeschrittenen. Frauen machen mehr Bilder als Männer, speichern, drucken und laden diese in die sozialen Netze. Je höher das Bildungsniveau in beiden Geschlechtern ist, desto mehr findet dies statt. Eine ähnliche Verteilung lässt sich bei Ausdrucken feststellen. Neigen Männer aus allen Bildungsschichten dazu, eher zu Hause zu drucken, neigen Frauen im Generellen mehr dazu, ihre Bilder zu professionellen Laboren drucken zu lassen.

Value = World Wide Sharing

Während viele sozialen Netzwerke [14] die Möglichkeit bieten Fotos einzubinden, so sind jedoch die Möglichkeit für den Nutzer damit kreativ zu werden häufig beschränkt. Ursache sind entweder das Bilder um Speicherplatz zu sparen runtergerechnet werden. So hat Facebook erst vor kurzen seine gespeicherte Auflösung von 640×480 Pixel auf 2MP erhöht. Für viele Fotoprodukte ist das jedoch immer noch zu wenig. Dazu kommen keine oder schlechte APIs, die auch einen einfachen Zugriff auf die Fotos eines Nutzers erlaubt.

So gibt Milliarden von Bildern auf Facebook mit vielen Metadaten.  Diese sinnvoll nutzen zu können, wäre ein großer Vorteil für die Industrie. Durch die Social Media ist der Kunde einfach zu erreichen und Anbieten können effektiv auf die Bedürfnisse und Wünsche der Masse eingegangen werden.

Facebook wäre für Marketing und spontane Hilfe der Community äußerst effektiv und hilfreich. Hier kann man Livevideostreaming betreiben, Blogposts verbreiten und Kundenrezensionen erhalten. Die Integration von Videos sei hierbei ein wunderbar emotionaler Weg um Geschichten zu erzählen. Allerdings sage ein Bild noch immer tausendmal mehr als jedes Video. Ein Ausdruck ist etwas permanentes, ein Video etwas eher flüchtiges, bei dem viel mehr technischer Aufwand betrieben werden müsse. Auch hierbei gehe es darum, dass die Menschen etwas in den Händen halten wollen und nicht nur eine DVD mit einem Video oder Bildershow.

Neben den Fotoabzügen gibt es aber auch die Kamera und Fotodrucker, sowie andere Accessoires. Auch hier der Fachhändler das Problem, dass die Kunden stark auf den Preis achten und gleichzeitig wenig Bedarf an Beratung sehen. Dabei ist gerade die richtige Auswahl der Kamera heute ein Problem und immer noch häufig zu „Fehlgriffen“ beim Kauf führt. Aber auch hier hat das Internet den Fachhändler den Rang abgelaufen. So ist das meist gelesene Portal für Kundenrezensionen Amazon.

Für die Industrie ist heute der wichtigste Faktor die Kundenloyalität. Sei es die Markentreue zum Kamerahersteller, aber auch zum bevorzugten Fotodienst. gerade unter dem Gesichtspunkt ist Social Media auch ein wichtiges Marketinginstrument, jedoch wird dies von vielen noch nicht genutzt.  Dabei würde gerade durch Kundenreaktionen ein viraler Effekt entstehen, der Kunden gewinnen aber auch abschrecken kann. Dabei sollte die Fotoindustrie hier eigentlich ein besonderes Verständnis haben, denn schon seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Industrie damit ihren Kunden eines zu ermöglichen:

Menschen wollen ihre Geschichten erzählen, das sollte hierbei genutzt werden!

 (FS [15])