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Über Einhörner und Regenbögen

svexp [1]Einen eigenen Blog betreiben klingt beim ersten Gedanken simpel. Für den Privatmenschen ist es das auch sicherlich, aber sobald es hierbei um einen erkennbaren ROI gehen soll, entwickelt es sich schnell zu einer eigenen Wissenschaft. Hierzu gab es vor einigen Tagen ein Webinar von Dan Zarrella [2], Autor von The Social Media Marketing Book [3].

Gleich zu Anfang kritisierte er die Ratschläge, die stets auf den Konferenzen zu hören seien und bezeichnete diese als „Unicorns and Rainbow Advices“. Dieses sind immer Allgemeinplätze, wie auch wir sie schon zu häufig gehört haben: sei authentisch, transparent, liebe deine Follower, etc. Das klingt natürlich sehr einfach und simpel aber es ist unter dem Strich nichts anderes, als seinem Instinkt zu vertrauen und das zu tun, was sich „richtig“ anfühlt und auf keinerlei fundierten Daten basiert. Und genau davon will sich der Spezialist für virales Marketing abheben und tatsächliche Fakten und Statistiken liefern.

Keiner der sogenannten „Social Media Gurus“ würde sich selber jemals als einer bezeichnen – außer in der eigenen Bio auf Twitter [4], da es einfach gut klingt. Doch haben die Accounts, die das Wort „Guru“ dort stehen haben an die 100 Follower mehr als ein Durchschnittsaccount. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die User gerne wissen möchten, warum sie ausgerechnet diesem Benutzer folgen sollten. Bei genauer Betrachtung seiner Statistik wird deutlich, dass es um Benutzer geht, die eine Art von Autoritätsperson darstellen: das Wort „official“ hat sogar durchschnittlich 200 Follower mehr, gefolgt von „founder“, „speaker“ und „expert“.

Ein Blog ist immer gut um seinen eigenen Marktwert zu steigern. Wer nicht bloggt, ist selber Schuld und macht etwas verkehrt, so der Analyst. So sagen rund 71% der User, dass sie durch Blogs bei ihren Kaufentscheidungen beeinflusst werden. Dem gegenüber stehen 5% die gegen Blogs und die darauf befindlichen Rezessionen immun sind bis zu 20% die sich immerhin ein wenig beeinflussen lassen. Etwa 17% sagte aus, dass Blogs einen sehr großen Einfluss auf sie haben.

Auch ist die Lesefrequenz sehr ausgeprägt, mehr als 50% lesen mehr als einmal am Tag Blogs und immerhin noch über 30% täglich, 20% wöchentlich. Nur 1% liest monatlich oder seltener. Noch interessanter ist die Masse der Blogs die gelesen werden. So lesen beinahe 40% der User fünf bis 10 Blogs regelmäßig, 30% lesen zehn bis fünfzig und 20% weniger als fünf Stück. Logischerweise decken diese Blogs dann nicht nur einen Themenbereich ab sondern viele verschiedene. Hier ist es sehr wichtig, dass eigene Themen behandelt werden, niemand will etwas lesen, worüber sich schon sehr viele ausgelassen haben.

Content zu generieren bedeutet daher schlicht, relevante Dinge miteinander zu verknüpfen und genauso verhält es sich auch mit Blogs: Sie werden gelesen, weil sie eine Relevanz haben.

Zum Thema Content gab er eine Geschichte zum Besten, indem er davon berichtete, wie er zwei seiner Leidenschaften erfolgreich miteinander verknüpft hat. Er hat einfach zwei relevante Dinge miteinander verknüpft und gefragt, ob dafür ein potentieller Markt bestehen würde: Einen Löffel, der gleichzeitig ein USB Stick ist. Da es genügend Geeks [5] gibt, wurde die Idee begeistert aufgenommen.

Desweiteren gibt es den sogenannten linguistischen Content [6] bei den Links, die man auf Facebook teilt. Social Media ist hierbei ein Synonym dafür, sich mit anderen Usern zu sozialisieren. Auffällig ist, das allen weit vorraus, das Thema Sex am Meisten geteilt wird. Es ist einsamer Spitzenreiter mit beinahe 90%, das darauffolgende Themengebiet, nämlich positive Dinge, erreichen etwas über 30 Prozent. Gefolgt wird dieses in abnehmender Tendenz von Lerninhalten, Medien, Arbeit, Konstruktiven Dingen sowie persönlichen Dingen von unter 10%. An dieser Stelle gibt es dann sogar negativen Content, der sich -1 bis -10% über Zahlen, Sorgen, Nichtstun und Negativität steigert.

Talk as yourself but not about yourself – Dan Zarella

Bei Twitter hingegen sieht es ähnlich aus. Von getweeteten Ereignissen, die 3% ausmachen, weden nur etwa die Hälfte Retweetet, der eine persönliche Erfahrung zu Grunde liegt. Augenscheinlich empfinden die User diese Art von Information nicht wertvoll genug um sie weiter zu verbreiten. Gute Retweet Themen sind hingegen Tätigkeiten, Medien, Religiöse Themen, Finanzen und Erkenntnisse. Auch wird von den Followern eine ständige Selbstbeweihräucherung nicht goutiert. Es ist vielmehr besser, auf andere zu verweisen oder auf Produkte, aber nicht, wie gut der Twitterer selber ist.

Die Art der Informationsteilung ist stark plattformabhängig. So haben Videos [7] einen nahezu 30% Chance auf Facebook geteilt zu werden, während es hingegen auf Twitter über -30% sind. Das liegt seiner Meinung an der Oberfläche, auf Facebook ist ist sofort möglich, das Video zu betrachten, während auf Twitter noch umständlicher weise Links gefolgt werden muss. Auch gäben Videos mehr Links als Fotos, aber Fotos erzeugen mehr Kommentare im Vergleich zu den Videos.

Er sprach auch über sogenannte Triggerwords [8]. Diese sind auch pro Medium verschieden, aber die Erkenntnisse sind ähnlich. Die User mögen eine persönliche Meinung und eine individuelle Sicht auf die Dinge.

Generelle Triggerwords

Am meisten verlinkte Wörter
Erkenntnisse (Insights) Neueste (recent)
Analysen (Analysis) Erkenntnisse (Insights)
Antworten (Answers) Bald (soon)
Fragen (Questions) Antworten (Answers)
Ratschläge (Advice) Analysen (Analysis)
Rezension (Review) Fakten (Facts)
Warum (why) Rezension (Review
Produkt (Product) Big
Top Great
Best

Tipps

Generelle Triggerwörter [9]

Generelle Triggerwörter

Auch ist es kein Problem, seine Community um Kommentare zu bitten, in der Regel wird dieser Wunsch erfüllt werden. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass die User eher etwas kommentieren werden, was sie anspricht, also den richtigen Ton trifft.

Fachjargon mag zwar auf eine hohe Bildung hinweisen, nützt aber schlussendlich niemanden etwas, wenn es unverständlich oder nur für Insider nützlich ist.

Desweitern sollte sich um einen gewissen Unterhaltungswert bemüht werden. Langweilige Postings oder Tweets wird keiner weiterverbreiten.

Am häufigsten Retweete Wörter Am seltensten Retweetete Wörter
You Game
Twitter Going
Please Haha
Retweeet Lol
Post But
Blog Watching
Social Work
Free Home
Media Night
Help Bed
Please retweet Well
Great Sleep
Social media Gonna
10 Hey
Follow Tomorrow
How to Tired
Top Some
Blog post Back
checkout Bored
New blog post listening

Eine gute Grammatik sollte ebenfalls zum guten Ton gehören. Nichts ist anstrengender, als sich durch einen Dschungel von Abkürzungen und verballhornter Sprache kämpfen zu müssen.

Am Meisten verlinkte Wörter [10]

Am Meisten verlinkte Wörter

Desweitern sollte einfach und strukturiert geschireben werden. Facebook ist wie eine Realityshow mit einem Publikum, das nicht gerne liest oder sich selber viele Gedanken machen will. So ist es mehr als sinnvoll, bei allen Blogposts like, retweet und share Buttons einzupflegen, nichts ist überzeugender, als bereits vorhandener User Content. Im Prinzip ist es so, dass der User anhand von vielen Likes und Shares denkt, dass es qualitativ gut ist, da sich so viele Andere eben nicht irren können.

Ein weiterer entscheidender Faktor bei der Veröffentlichung ist das Nutzerverhalten, zu welcher Tageszeit die Blogs gelesen [11]werden. So lesen 80% der Nutzer Blogs  am Morgen, was sich beinahe linear auf etwa 40% zur Nacht hin reduziert. Links werden um sieben Uhr morgens am meisten verfolgt und zwischen acht und neun Uhr am Morgen wird kommentiert. Die Meisten Views hingegen finden gegen 10 Uhr am Vormittag statt. Daraus ist zu schließen, dass der beste Veröffentlichungszeitpunkt für einen Blogpost früh am Morgen ist, während der Link auf den Social Media Plattformen eher etwas später am Tag geteilt werden sollte. Am Anfang der Woche sollten die Posts erscheinen, welche Views und Likes erreichen sollten, am Wochenende ist ein besserer Zeitpunkt für Kommentare, da die User dann mehr Zeit haben. Die Posts sollten später in der Woche und am Wochenende verbreitet werden und unter der Woche sollte noch mehrfach darauf hingewiesen werden.

Auch sollte sich der Zielgruppe bewusst gemacht werden, Männer lesen mehr Blogs, Frauen hingegen lernen mehr aus ihnen. Frauen lesen zumeist mehr als Mail und tagsüber, während die Männer eher abends sowie nachts und direkt lesen.

Alles in Allem wurden hier ein paar gute Einsichten und Regeln präsentiert, die den Umgang mit Social Media erleichtern können. Aber auch hier sind keine Wunder zu erwarten, bis sich ein Blog etabliert hat, braucht es eben seine Zeit, es geht nicht über Nacht. (AE [12])