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Industrienews aus dem Paradies

Besuch auf Hawaii [1]

Besuch auf Hawaii

Viele Deutsche leben als erfolgreiche Geschäftsleute im Ausland. So auch Jürgen Thomas Steinmetz von eTN [2], der seit 22 Jahren auf Hawaii lebt.

Er ist Publisher für das  weltweit größte Nachrichtennetz für professionelle Reisenachrichten. Wir sprachen mit ihm über sein Business, welches er mehrfach neu erfinden musste.

Jürgen ist ein Multitalent, dem es immer wieder gelungen ist, seinen Geschäftsbereich dem aktuellen Bedürfnis der Nutzer anzupassen. „Hemdsärmlig“ ist er bislang an jeden Bereich heran gegangen und hat ihn erfolgreich umgesetzt.

Die Hauptaufgabe seiner Firma sieht der aus Düsseldorf stammende Deutsche in der Verbreitung von Informationen, sieben Mal die Woche, wobei er täglich zwischen fünfzehn und dreißig Nachrichten erscheinen lässt. Diese folgen dem journalistischen Grundprinzip, dass sie frei, unabhängig und eine eigene, nicht gekaufte Meinung repräsentieren was auch kritische Artikel mit einschließt.

Das Geschäft immer wieder neu erfinden

Alles begann bei eTN 1999, wobei es noch nicht einmal mit der Absicht gestartet wurde, die Hauptressource für Reisenachrichten zu werden. Zu dem Zeitpunkt leitete der gelernte Reisekaufmann, der zu diesem Zeitpunkt bereits auf Hawaii lebte, das indonesische Touristenamt für die USA und Kanada. Aufgrund des geringen Budgets verbreiteten sie damals die Informationen über Emails als Industrienews um darüber zu berichten, wie sie die Lage vor Ort einschätzen. Zwei Jahre später waren verschiedene indonesische Behörden in Korruptionsaffären verwickelt, so auch das Ministerium für Kultur und Tourismus, für welches er tätig war. Mit unzureichenden finanziellen Ressourcen um dauerhaft  Informationen für Reisefachleute bereit stellen zu können, hatte sie bereits da  mit Unterstützung der Indonesischen Industrie Email Adressen der potentiellen Kunden über stattfindende Messen gesammelt. Zwei Jahre später war das Geld  durch Korruption weg, teilweise konnte diese bis zum Vizeminister hin nachgewiesen werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Jürgen  bereits eine recht große Datenbank aufgebaut und fing somit im Jahr 2001 an, regelmäßig Newsletter zu verschicken, die nicht mehr nur auf Indonesien bezogen waren, sondern einen weltweiten Bezug hatten. Das System das er nutzte, war noch das des guten, alten Majordomus [3]. Die Idee dahinter war, die Amerikaner aus ihrer lokalen Denkungsart herauszuholen und sie über den „eigenen Tellerrand hinaus“ zu informieren. So war das Konzept immer auf ein globales Gebiet angelegt, wenn es auch zunächst nur Leser in Amerika gab und sich erst über die Jahre verteilt, auch welche in anderen Ländern erreicht hat.  Inzwischen haben sie etwa 230.000 Leser in mehr als 210 Ländern und Territorien.

Wir versuchen immer die Ersten zu sein – Jürgen Thomas Steinmetz

Später startete Jürgen die passende Website dazu, mit einem Newsletter, der noch auf HTML basierte und prinzipiell die gleichen Informationen enthielt wie auch die Artikel auf der Seite waren. Inzwischen hat er letzteren aber abgespeckt. So basiert der Newsletter namens ET&Rush inzwischen nur noch auf schlichtem Text mit einer Schlagzeile und maximal fünf Artikeln mit Links, damit er auch von den Smartphone Nutzern bequem gelesen werden kann, nicht als Spam in den Email Programmen angesehen wird und  er enthält nur noch eine kurze Zusammenfassung mit einem Linkverweis auf die eigentliche Website zur Traffic-Generierung. Es gibt nur noch eine kleine Grafik mit dem Logo am Ende um es nicht zu überlasten. Der Grund dafür ist, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Nutzer durch die zunehmende tägliche Emailflut abgenommen hat und es nur um einen schnellen Überblick gehen soll, wo auf den ersten Blick entschieden werden kann, ob es für den jeweiligen Leser interessant ist oder nicht. Er erscheint mehrmals täglich, eine genaue Frequenz oder Menge sei aber nicht zu nennen, bei Breaking News selbstverständlich öfters.

Vor sechs Jahren startete Jürgen auch eine deutsche Website, für die  er drei Mitarbeiter in Düsseldorf eingestellt hat. Allerdings gibt er selber zu, dass die Qualität dieser Website nicht an das der englischsprachigen heranreicht.

Weltweites Crowdsourcing

Inzwischen hat Jürgen elf Festangestellte weltweit, bezahlte Korrespondenten in Thailand, Deutschland, Frankreich, UK, Jordanien, USA, Australien, Solomon Islands, Grenada und Oman, dazu kommen noch Freelancer und  „Ambassadors“ die aus 212 Ländern und Territorien auf freiwilliger Basis berichten. Darunter sind auch einige berühmte Namen wie Geoffry Lippman [4].   „Es ist wichtig, bei den Nachrichten, immer der Erste zu sein“, so der Freizeitsurfer. Von Anfang an habe er das heutzutage  Crowdsourcing betrieben. Seine Sales Teams sitzen in Arkansas sowie Shanghai. Desweiteren besteht eine Partnerschaft mit CNN und der UNWTO [5] (Welttourismus Organisation), durch die eine direkte Liveberichterstattung möglich ist. Das ist sehr Hilfreich bei Breaking News, da in den meisten Fällen direkt Mitarbeiter von ihm vor Ort sind, die dann einen 24 Stunden Überblick im Newsletter geben.

eTurboNews berichtet von Hawaii [2]

eTurboNews berichtet von Hawaii

Seit 2005/2006 ist er auch dabei, den Social Media Bereich auszubauen. Hierbei deckt er YouTube [6] und Twitter genauso ab wie Facebook und LinkedIn [7]. Jeder seiner Editorenhat  Zugang zu dem Firmeneigenen Twitter und Facebook Accounts und kann Artikel oder Statements posten. Die 1:1 Mail hat sich seiner Meinung nach auf Facebook verschoben, die Nutzer wollen lieber dort kurz über Neuigkeiten informiert werden, als Mails zu lesen. Er hat praktisch alle Kanäle miteinander verknüpft, sodass die Nachrichten gleichzeitig überall erscheinen. Als Zahlen nannte er uns beinah 3.000 Fans auf Facebook [8] sowie über 10.000 Follower auf Twitter [9]und war erstaunt als wir ihm versicherten, dass diese Zahlen bei natürlichem Wachstum beeindruckend seien. Denn noch betreibt er keine wirklich aktives Marketing oder Strategien für diese Seiten. Sie leben vom „weitersagen“ und den Links auf der Website. Und doch hat die Wirtschaftskrise und die zunehmende Verlagerung in die Social Media Kanäle zu einer Gewinnreduzierung geführt.

Man muss sehen, wo man bleibt. – Jürgen Thomas Steinmetz

Das Businessmodell seiner Firma sei das Verkaufen  „Advitorials“. Das sind entweder Media-Releases, Anzeigen oder auch gesponserte Berichte, welche dann aber explizit gekennzeichnet würden, da sie eben Auftragsarbeiten sind und deshalb nicht neutral oder unabhängig.

Unter anderem führen sie auch Newsletter und Emailkampagnen für andere Reiseveranstalter und Formen durch, was  jedoch stark rückläufig ist, da durch die Wirtschaftskrise und Budgetkürzungen immer weniger Geld vorhanden ist.

Desweitern gibt es einen speziellen Zugang für Journalisten und anderen Kunden die von 500$ für ein limitiertes Nutzungsrecht der Database bis hin zu 9000$ jährlich bei unbeschränktem Zugang kostet. Zur Zeit haben etwa 17.000 Journalisten, die alle über Reise und Tourismus schreiben, diesen Service abonniert, die den täglichen Update aus dem Journalismusbereich bekommen. Zu den Kunden zählen Tourismusboards, UNWTO [10] , World Travel Tourism Council, [11] ASTA [12]World Travel Market [13], um nur einige zu nennen. Diese nutzen diesen Dienst, um ihre eigenen Presseveröffentlichungen auch an andere Journalisten zu verbreiten. Im Prinzip ist es ein PR Web [14] für die Tourismusindustrie.

Trotz seines guten Rufes in der Branche hatte er in den letzten 11 Jahren mit einem Umsatzrückgang von 60% zu kämpfen. Er nähme auch an immer weniger Tradeshows teil und halte Präsentationen nur noch gegen Geld. Durch die Wirtschaftskrise, wurden die Budgets für „Tradeshows and Travel“ die er von staatlicher Seite aus erhält, von monatlich 7.500$ auf 1.500$ gekürzt.

Nur wer sich ändert, bleibt sich treu

Zur Zeit arbeitet das Allroundgenie an einer erneuten Umstrukturierung des Modells.
Er stellt erneut sein Konzept um: So will er auf seiner Webseite verschiedene neue Bereiche und Informatiosbereiche abdecken. Er nannte uns hierbei Reise, Sport, Menschenrechte, Entertainment um mehr Traffic für die Seite zu generieren und mehr User auch aus anderen Branchen anzulocken. Prinzipiell wird dann die Seite in viele Unterkategorien aufgesplittet und er wird Spartenjournalsimus betreiben, was mit Hilfe seiner Ambassadeure einfach zu decken ist. Mit Sicherheit, wird ihm auch dieses erfolgreich gelingen. (AE/FS [15])