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CES 2011: Wir haben es schon immer gewußt!

Bildquelle anonymer Holzschnitt um 1530 (nach Rowohlt),  (Quelle: anonymer Holzschnitt um 1530; nach Rowohlt) [1]

Blick aus dem eigenen Mikrokosmos!

Lieben wir sie nicht alle, die Verallgemeinerungen und breiten Aussagen, die alles bedeuten und doch nichts aussagen?

Auch auf der CES 2011 wurden viele Plattitüden verbreitet, einige sind hier nun wiedergegeben.

panem et circenses

Auf einem blamablen Niveau bewegten sich einige Panels der CES 2011 [2]. Überwiegend wurde dort der Mensch von heute auf ein ausschließlich TV glotzendes, Fastfood fressendes und Internet nutzendes, leicht zu manipulierendem Wesen reduziert. Sodom und Gomorrha [3]in der Neuzeit! Über Fernsehen, dem neuzeitlichen Medium für Brot und Spiele für die Massen [4],  wurde intensivst referiert und natürlich wissen wir auch alle, wozu das Internet wirklich genutzt [5] wird. Das wurde auch auf dem iHollywood Panel mit so mancher Plattitüde bestätigt: „3D Porn is going to be gigantic!“ (3D Porno wird gigantisch werden) laut Mike Lundgren [6].

Neue Möchte-Gern Social Media Plattformen [7] schießen aus dem Boden, jeder kann sich weltweit über seine Vorlieben austauschen und ungestraft lästern oder Gleichgesinnte finden, und damit theoretisch positiv und häufig negativ sein Social Potential [8] beeinflussen. Für die Betreiber aller neuen Plattformen, sind mehr soziale Applikationen der Garant für bessere Qualität [9] – auch kostenpflichtige.  Werbung ist das Beste, was sich der User wünschen kann, zeigt sie doch die „passion“ (Leidenschaft) des Produktherstellers in einem bestimmten Gebiet an, bekam das Publikum auf dem Panel der Social Media Money Makers von Darcy Antonellis [10] zu hören. Das Schöne ist, dass die Industrie endlich erkannt hat, woher das Geld kommt: „From the consumers“ (von den Konsumenten) und dass diese bereit sind zu zahlen – auch wenn ihnen nicht klar ist wofür, da es nur um pures „participating“ (dabei sein) geht, meinte Amy Banse [11] dazu. Ein weiterer großer Fortschritt ist, dass die Industrie nun herausfinden will, woran der Kunde Spaß hat, um ihm daraufhin dann entsprechende Angebote zu unterbreiten, denn „content matters“ sowie „Engagement“ (Verbundenheit) so Richard Bullwinkle [12]. Für guten Content muss eine Marke gute Werte für den Konsumenten produzieren. Die Menschen wachsen mit der Technologie, Großeltern haben begonnen, Skype zu benutzen. Wenn das nicht großartiger Content ist!

Egal wie oder warum: Hauptsache es ist Content

Dass sich der überalles geliebte Content gewünscht wird, der aber augenscheinlich  auch nicht zu messen sei, ist für die TV Mogule [13]the biggest pain in the ass“ laut Vivi Zigler [11]. Ist er doch der Schlüssel zu allem, und kann bei purem TV Gebrauch auch einfach gemessen werden, ist dieses in Verbindung mit den online Angeboten nahezu unmöglich. Logischerweise geht es nur darum, dem User den Content zu liefern, den er gerne hätte und keinesfalls darum, seine Vorlieben und Neigungen auszuspionieren. Wie einfach war es in den „good old times“ wo das Fernsehen alleine [14] zur Berieselung [15] eingesetzt wurde. Nun will der anspruchsvolle Zuschauer von heute eine Verknüpfung seiner beiden Lieblingsmedien: dem Internet und dem Fernsehen [16] – mit für sie relevanten Content. Von daher sind Tablets auch kein ernstzunehmender Konkurrent für das Fernsehen.

Am liebsten würden die Sendeanstalten den größten Fernseher – in 3D der  LZ9700  mit 72 Zoll oder 185 Zentimeter Bilddiagonale [17] , um auch diese Art von Content gleich mit abzudecken – in jedes Wohnzimmer einer jeden Familie integrieren, an dem Ort „where the family comes togehter“ (wo sich die Familie trifft) sagte Randall Dark [18]. Doch sind 3D Fernseher noch immer Verursacher von Kopfschmerzen, sei es durch den Gebrauch oder durch die Produktion vernünftiger Filme: 3D soll für jeden produzierbar sein?  „Ridiculous“ (lächerlich), denn wenn schon Profis Probleme mit der Herstellung vernünftiger Bilder oder Filme haben, wie soll es dann der Laie adaptieren meinte er ebenso dazu.

Eine problemfreie Gruppenerfahrung

Da das Fernsehen eine Gruppenerfahrung ist, sollte sich jedes Smartphone mit seinen entsprechenden Apps mit dem Fernseher verbinden, damit alle positiven Erfahrungen des Nutzers in einem riesigen Medium zusammen kommen kann: Telefonitis [19], Sims-Idiotie [20], Internetsucht [21] und natürlich das Fernsehen [22], denn was kann es schöneres geben, als das Gesehene gleich authentisch zu kommentieren [23] und das dazu noch in Echtzeit und global! Die „old school“ Kabelnetzbetreiber, wie beispielsweise Comcast  in den USA [24], werden sich bald überlebt haben, denn „all move faster than old fashioned“ (alles ist schneller als altmodisches) sagte Amy Banse [25]. Noch dazu sind die Probleme, die der gebeutelte User mit seinem PC hat, nicht auf den Fernseher zu übertragen: es besteht keine Virenanfälligkeit, Fernseher würden niemals „crashen“ (abstürzen) [26]– von der Bedienfreundlichkeit [27] gar nicht zu sprechen!

Großartige Integration von relevanten Content und Fernsehen kann mit dem Phänomen Twitter geschehen, welches noch immer kein Business Modell darstellt, so Vivian Schiller [11]. So hat doch der Durchschnittstwitterer [28] gerade mal 85 Follower und folgt selber 80 weiteren.  Im Vergleich dazu kommt Facebook ins Spiel, auf dessen Plattform der Nutzer mit seinen „most passionate friends“ (engagiertesten Freunden) verbunden ist – welche im Durchschnitt [29]130 Personen pro Nutzer sind. Und wen interessiert es nicht, was seine 130 „Freunde“  ständig, überall und zu jedem Thema zu sagen haben? Mit all dem so produzierten Content ist es sehr leicht „up to date“ (auf dem Laufenden) [30]zu bleiben führte sie weiter aus, kommen doch bei Twitter rund 50 Millionen Tweets pro Tag zustande und bei Facebook „nur“ 60 Millionen.

Die Angst vor Facebook

Gleichzeitig gibt es eine, endlich einmal verbalisierte, Angst vor Facebook, welches sich nach gemeinsamen Aussagen gerade mal in den Kinderschuhen befindet. „It is scary, what it can become, and they will tell you what they will become“ (Es ist erschreckend, was es werden kann und sie werden uns mitteilen, was sie werden wollen) wobei doch gleichzeitig  alles dort „rubbish“ (dummes Zeug) ist, so Bruce Targarin [31]

„High-tech makes happy“ (High-Tech macht glücklich) und Angestellte von heute sind nur noch schwer zu halten, kommentierte Vivi Zigler [11]. Nicht nur die Kundenloyalität habe extrem abgenommen – nein, auch die der eigenen Angestellten! Sie seien heutzutage überqualifiziert mit ihren „high technical skills“ (hohen technischen Eigenschaften) und würden nur da arbeiten wollen, wo sie auch Spaß an der Arbeit haben. Was für eine Erkenntnis, dass auch die Arbeit zu einem einzigen Faktor der Spaßgesellschaft [32] geworden ist. Arbeit ist zum Vergnügen da – nicht mehr in erster Linie um vernünftig und nicht auf Kosten anderer leben zu können, merkte sie ebenso an.

Heiß aufs soziale Leben

Beeindruckend ist auch, dass ständig davon gesprochen wird, dass der User „hot for social experiences“ (heiß auf soziale Erfahrungen) ist, wie in der Anmoderation von Laura Martin [11] hervorgehoben wurde. Dieses daraufhin, bis auf weiteres, dankbar von allen Panelisten aufgegriffen. Die Ausschließlichkeit daran ist geradezu faszinierend: Anstatt die technischen Neuerungen als logische und sinnvolle Ergänzung in das tägliche Leben zu integrieren, scheint der moderne Mensch auf ein Szenario vorbereitet zu werden, in dem alles bequem von zuhause erledigt werden kann ohne jemals in eine echte Vis-a-Vis Interaktion mit realen Menschen treten zu müssen, nach dem Motto: If reality is boring, just build your own world! [33]

Dabei geht die Industrie davon aus, so erneut Vivi Zigler [11], dass der „addicted user“ (abhängige Nutzer) am Ende sowieso für alles zahlen [34] wird , da es ihm wichtig ist, dabei zu sein. Dabei steht der Wunsch, nichts zu verpassen auf einer Ebene mit dem Fan-Bewustsein [35] – so kauft der gut konditionierte Fan doch alles, was mit dem Objekt seiner Begierde zu tun hat – keine Sonderedition ist vor ihm sicher! Damit lässt sich eine Unmenge von Geld verdienen!

Und was haben wir gelernt?

Zusammenfassend ist es wichtig, authentischen pornografischen Content in 3D auf kostenpflichtigen Plattformen zu bilden, während wir mit unseren Großeltern skypen und ihnen zu erklären versuchen, wie sie aus den Informationen ihrer immensen Community im Bereich der Social Media, die wertvollsten herausfiltern können. Wie merkte Steve Ballmer so treffend an: Egal was genutzt wird: Windows will be there [36] (Windows wird schon da sein). Haben wir es nicht schon immer gewusst? (AE [37])