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Sozialer Weltuntergang ohne TV

Weltuntergang ohne TV, © Andrea Danti - Fotolia.com [1]

Weltuntergang ohne TV

Was passiert, wenn ein Sprecher physikalisch nicht anwesend sein kann? Richtig, er wird per Skype Konferenz und Beamer trotz alledem partizipieren. Das tat auch Brian David Johnson [2] auf der Social Media Week 2011 [3].

Er sprach über die sozialen Erfahrungen, die uns der Computer täglich beschert, wie wichtig das Fernsehen ist und wann der Zeitpunkt des Weltuntergangs gekommen ist.

In jedem Armageddon Film gibt es einen bestimmten Punkt, indem der Zuschauer weiß, nun wird es ernst! Nun geht die Welt unter! Es gibt kein Zurück mehr, stellen wir uns den Tatsachen! Das ist nicht, wenn die Außerirdischen uns entführen, versklaven oder Naturkatastrophen über uns hereinbrechen. Nein, es ist der Moment, in dem das Fernsehen ausfällt. Spätestens dann wird es überdeutlich: der Weltuntergang steht kurz bevor!

The world is going to end – without television! – Brian David Johnson

Das macht die Kraft des Fernsehens aus, eine allumfassende und verbindende Erfahrung. Schon heute ist der Fernseher das Zentrum aller Aktivitäten schlechthin. Dazu macht sich Intel Gedanken, für das der Futurist arbeitet und das Nutzerverhalten der Menschen untersucht. Zur Zeit versucht das Unternehmen, eine Vision zu entwickeln, was uns die Zukunft bringen wird. Laut seinen Untersuchungen, die sich auf das Verhalten der Konsumenten stützen, sieht der Direktor der Intel Labs eindeutig den Zusammenschluss von Fernsehen und Computern. Intel wird also versuchen, Fernsehen und Computer zusammenzubringen, die Zukunft des Unternehmens liegt demnach im Internetfernsehen. Beides sind ultimative Erfahrungen von Menschen und Verbrauchern. Schon 2015 wird es 500 Milliarden Stunden von Video Material geben. Desweiteren wird es 12 – 15 Milliarden Geräte [4] geben, die die Menschen miteinander über Internet sowie dem Fernsehen miteinander verbindet. Das sind mehr, als es Menschen auf der Erde gibt [5].

Brian David Johnson via Skype [6]

Brian David Johnson via Skype

Schon jetzt ist Fernsehen nicht mehr ausschließlich eine individuelle Erfahrung [7], so Brian David Johnson [2]. Es werde beinahe jede Serie, Show, Sportevent und sogar Nachrichten kommentiert, zumeist über Twitter. Es findet so über Computer und Fernsehen ein reger Erfahrungsaustausch statt. Den zu kanalisieren ist die Aufgabe der Zukunft. Das Fernsehen verändert sich so vom reinen Konsummedium zu einem interaktiven. Desweitern wollen die Nutzer auf allen Geräten immer und überall mit allen Medienkanälen verbunden sein, was Internet aber auch Fernsehen beinhaltet. Es werden schon jetzt Geräte entwickelt, die sich, sobald sie sich in Reichweite von einander befinden, vernetzen und die Daten austauschen.

Your smartphone knows more about you as your spouse – Brian David Johnson

Die Endgeräte werden immer klüger durch die Vernetzung miteinander. Schon jetzt weiß das eigene Smartphone mehr über den Nutzer, als dessen Partner. Zukünftig wird es Programme geben, die auswerten, was im Fernsehen gesehen wurde, wohin im Internet gesurft wurde, wem Nachrichten geschrieben wurden und wo sich der Nutzer mit den Location Based Services [8]aufgehalten hat. Wird dies alles zusammengebracht, können auch Kundenspezifische Werbeanzeigen generiert werden, wie es Facebook oder auch Amazon heute schon tun: Das Userverhalten auswerten und versuchen Zielgruppen für sie interessante Werbung zu zeigen. Die Menschen haben nichts gegen Werbung im allgemeinen, aber sie haben etwas gegen solche, die nichts mit ihnen oder ihren Interessen zu tun hat. Groupon [9]hat sich genau das zu Nutzen gemacht. Es sind spezifische Anzeigen, auf die Wünsche und Bedürfnisse des Abonnenten angepasste Werbung, die per Mail oder Smartphone erhalten wird und das nicht, weil sie irgendwo die Emailadresse gekauft oder abgefangen haben, sondern weil der Nutzer darum fragt. Die Grouponerfahrung [10] ist also, obwohl es pure Werbung ist, eine durchweg positive und wird gerne mit allen Freunden und Bekannten geteilt, welche nicht minder begeistert sind.

Data needs to be safe and secure – Brian David Johnson

Faktisch ist es eine komplett neue Welt, die soziale Interaktion der Marke mit ihren Kunden. Das darf keinesfalls ausgenutzt werden, soll den Kunden nicht „auf die Füße getreten“ werden. Den Nutzern fehlt noch immer das Verständnis, wenn ihr genaues Verhalten im Internet mitgeschnitten wird und die Daten gesammelt werden. Es ist für sie der Weltuntergang, gleichzusetzen mit dem Orwellschen 1984 [11]. Andererseits haben sie keine Probleme damit, ihr Smartphone exzessiv zu nutzen, was genau dieses macht: Daten sammeln und an Dritte weiterleiten. Das alles erfordert nun eine große soziale Konversation, welche von Seiten der Industrie kommen muss. Diese muss an die Öffentlichkeit treten und genau definieren, was das für den Nutzer bedeutet und ihm glaubhaft machen, dass er noch immer sicher ist und keine Daten an den „Big Brother“ übermittelt werden. Das Vertrauen der Nutzer ist alles entscheidend und dazu müssen sie informiert werden, was und was nicht gesammelt wird und aus welchen Gründen.

Das „soziale Fernsehen“ wird in der Tat eine große Sache werden, da es die Menschen sicherlich dankbar annehmen, genau auf sie zugeschnittene Werbung zu erhalten und gleichzeitig sich auf einer virtuellen sozialen Ebene mit ihren Freunden und Bekannten austauschen zu können. (AE [12])