Der fotografierende Mittelstand

Der fotografierende Mittelstand

Das Bild der Hobbyfotografie hat sich in den letzten Jahrzenten stark gewandelt. Gut in Erinnerung sind noch die eigentümlichen Polaroidkameras, die die Großeltern aus der Schublade holten, wenn Besuch vorbei kam. Jedes Foto wurde ganz genau geplant, dann schließlich, nach einer halben Ewigkeit, in der das Lächeln schon in den Mundwinkeln weh tat, wurde auf den Auslöser gedrückt und die versammelte Verwandtschaft schielte über Opas Schulter und sah den langsam erscheinenden Umrissen beim Wachsen zu.

Später dann wurden in Urlauben die Filme reihenweise in die Kamera eingelegt. Waren noch drei oder vier Aufnahmen vorhanden, wurde wahllos abgeknipst, was vor die Linse kam, damit auch ja nicht der Film vom langen Herumliegen verdirbt. Schließlich entwickelt, wurden die einzigen 5 gelungenen Fotos ins Album geklebt und der Rest in der Kiste verstaut.

Über diese und andere Entwicklung wird auch wie schon im letzten Jahr treffen  ab dem 20. Juni Vertreter der Fotoindustrie in San Jose zur alljährlichen 6Sight Konferenz diskutieren. Im Vorgriff darauf möchten wir einen kurzen Einblick in die aktuellen Entwicklungen der Industrie geben.

Anzahl gespeicherter Bilder

Anzahl gespeicherter Bilder

Zuhause wie die Profis

Genau diese zu erst genannten Erfahrungen unserer Kindheit prägen unsere Vorstellung von Hobbyfotografie. Unnötig zu sagen, dass das digitale Zeitalter solche Traditionen ordentlich auf den Kopf gestellt hat. Die neue Studie von 6Sight über das Verhalten der begeisterten Hobbyfotografen von heute, freundlichst zur Verwendung freigegeben von 6Sight Group Director Chad Munce, stellt eindeutig klar, dass das frühere Hobby mit dem von heute kaum noch etwas gemein hat. Fotografieren ist zu einem professionalisierten Zeitvertreib geworden, bei dem man sich standesgemäß mit einer guten Kamera ausstattet. Die Königin unter ihnen ist unumstritten die digitale Spiegelreflexkamera, kurz DSLR genannt, von der 85% der Befragten mindestens eine zu Hause haben. In zig Varianten und Einstellungen wird damit ein Motiv abgelichtet, bis endlich das richtige Foto dabei ist. Und trotzdem noch ein kleiner Aha-Effekt, wenn man erfährt, dass dabei bei einem Viertel der Befragten mit der Zeit mehr als 30.000 gespeicherte Fotos zusammenkommen, bei immerhin weiteren 35% sind es zwischen 10.000 und 30.000 Fotos. Ausmaße, mit denen sich kein Profifotograf der vergangenen Zeiten rühmen könnte.

Ausgaben für Equipment in den letzten 12 Monaten

Ausgaben für Equipment in den letzten 12 Monate

Die Leidenschaft und Qualität der Arbeiten der Begeisterten fordern ihren Tribut. Zwei Drittel der Befragten geben an, in den letzten 12 Monaten mehr als 500 $ für Equipment ausgegeben zu haben. Nahezu 80% der Befragten planen für das nächste Jahr weitere Anschaffungen wie neue Objektive, eine bessere Kamera, ein größeres Stativ oder einen neuen Laptop inklusive neuer Bildbearbeitungssoftware. Dazu kommen für die Hälfte unter ihnen Kosten für das Präsentieren ihrer Fotos auf einschlägigen Webseiten. 20% der Befragten ist dieses jährlich bis zu 50,00 $ wert, weiteren 20% sogar bis zu 200,00$ pro Jahr.

Den hohen Ausgaben für die Leidenschaft stehen große Hoffnungen gegenüber, in naher Zukunft auch Einnahmen aus den eigenen Fotos zu erzielen. Jeweils 20% der Befragten hoffen, Bilder für Anze igen oder Artikel in Zeitschriften und Zeitungen zu verkaufen, geringe Beiträge mit dem neuen Markt der Stock Fotografie zu verdienen oder in Wettbewerben die ersten Plätze zu erzielen. Weiter sagen mehr als ein Viertel der Befragten, dass es durchaus wahrscheinlich ist, dass sie mit ihren Bildern in den nächsten Monaten Geld verdienen werden.

Viel mehr als nur das Spiel mit der Technik

Sehr deutlich wird in der Befragung auch, dass es für viele Menschen weit mehr ist als das Spiel mit der Technik. Für über 80% der Befragten ist die Fotografie eine Möglichkeit, ihre Kreativität auszuleben, mehr als 60% der Hobbyfotografen meinen, dass sie ein wirkliches Talent dafür haben. Darin unterstützt werden sie durch ihre Freunde und Familie. 60% der Befragten geben an, dass diese ihre Kunstwerke lieben. Eine technische Innovation auf dem Markt scheint ebenfalls eine immense Auswirkung auf die Entwicklung von der reinen Hobbyfotografie zum professionalisierten Hobby gehabt zu haben. Die Entwicklung der digitalen Spiegelreflexkamera hat zwei Drittel der Befragten dazu inspiriert, sich ernsthafter mit ihrem Hobby zu beschäftigen und die mit der Entwicklung der Spiegelreflexkamera einhergehenden neuen Features haben bei mehr als der Hälfte der Befragten dazu geführt, dass sie einen Bedarf an Weiterbildung bei sich selbst sehen.

Persönliche Beweggründe

Persönliche Beweggründe

Trotz all dieser Entwicklungen lassen sich noch traditionelle Parallelen zwischen den beiden Welten der Fotografie von damals und heute ziehen. Der Einsteiger ist heute weniger der Käufer einer Kompaktkamera, den vielmehr der Handy-Besitzer. Wie erst kürzlich eine Studie der Firma comScore zeigte, nehmen immer mehr Nutzer mit Ihren Smartphones Bilder auf. Spitzenreiter sind hierbei der spanische Konsument mit 63% der Besitzer, gefolgt von Japan (61,7%, Italien (57,4%), UK (57,2%), France (56,7%) und erstaunlicherweise dann erst den USA (54,3%)

Für viele Hobbyisten ist der primäre Zweck des Fotografierens immer noch der, ihre Fotos mit der Familie zu teilen und schöne Erinnerungen an private Momente in Ehren zu halten. Und genau wie bei jedem anderen Hobby, das mit Leidenschaft und emsiger Präzision betrieben wird, geht auch hier manchmal ein wenig zu viel Zeit dabei verloren. Aber, man genießt sie, so lautet die einhellige Meinung der Begeisterten – und genau so soll es doch bitte schön auch sein.

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