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Social-Loco 2012: Sensoren erfassen unser Leben

I am here! [1]

I am here!

Was ist privat, was ist Öffentlich? Privatsphäre und Datenschutz, ein Problem seit dem die Menschen Computer benutzen und online sind – diese Frage ist bis heute nicht zur Zufriedenheit aller beantwortet worden. In einer Zeit, in der soziale Netzwerke und Smartphones fest in unseren Alltag integriert sind, wird die Beantwortung dieser Frage aber immer dringender. Wer ist für den Schutz der Daten verantwortlich – die Anwender oder die Anbieter von interaktiven Diensten? Muss der Staat die Benutzer mit Gesetzen und Vorschriften vor der Datensammelwut von einigen Anbietern schützen? Welche Techniken und Dienste werden eingesetzt? Auf der diesjährigen Social-Loco Konferenz in San Francisco wurde diese Fragen gleich auf zwei Panels fundiert und informativ diskutiert.

Panel: Our Sixth Sense

Neuen Technologien und Medien beinhalten immer Chancen und Risiken die gegeneinander abgewogen werden müssen. Auf der Bühne waren fünf Diskussionsteilnehmer, die alle ein Affinität zu Sensoren aller Art haben.

Bjorn Jawerth, CEO und Gründer von 5 Examples [2] stellte sein Produkt Tio Squiggle [3] vor, eine neue Art Texte in ein Gerät einzugeben, das über ein Touch-Interface verfügt. Nur gab es bei diesem Produkt gibt es aber keine Verbindung zum eigentlichem Thema: Is Privacy Dead?.

Sensoren dienen – vereinfacht – dazu physikalische Größen in elektronische Signale zu übersetzen und sie anschließend mit Hilfe von Computern auszuwerten. Zum Beispiel ein Temperatursensor – hier wird die physikalische Größe Temperatur in einen elektrischen Widerstand umgewandelt die man mit einen entsprechenden Chip in digitale Werte umwandeln kann. Diese Technik ist sehr nützlich – eine Klimaautomatik in Auto steigert den Komfort, die Lüfter in meinem Computer werden temperaturabhängig geregelt – weniger Lüfterlärm ist die angenehme Folge. Und was hat das mit Privacy zu tun? Wir halten fest: Sensoren reagieren auf unsere Umwelt und erzeugen eine permanenten digitale Datenstrom.

Navigieren ohne Satellitenunterstützung

Bei Smartphones sind GPS, W-Lan, Bluetooth, Helligkeits- und  Bewegungssensoren und schnelle Prozessoren heutzutage eine Selbstverständlichkeit.

Oft werden diese Komponenten aber nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck benutzt. Das W-Lan wird zum Beispiel dazu genutzt, festzustellen wo ich mich gerade aufhalte, anhand der Netze die grade für mich sichtbar sind. Hier wird eine Netzwerktechnologie dazu benutzt oder „missbraucht“ auch in Umgebungen die keinen GPS-Emfang bieten, Navigationsdienste zu nutzen.

Kipp Johns von Skyhook [4] bietet genau diesen Service. Dadurch wird es möglich auch dort sicher zum Ziel zu kommen wo keine Sichtverbindung zum Satelliten besteht die für die Navigation mit GPS Voraussetzung ist.

Etwas weiter geht Alohar Mobile [5] dessen CEO Sam Liang ebenfalls an dem Panel teilnahm. Alohar Mobile bietet eine API für iOS und Android und wertet nicht nur die aktuelle Position aus sondern kann genutzt werden um Bewegungsprofile zu erstellen. Außerdem versucht Alohar Mobile festzustellen was der User grade macht, fährt er Auto, geht er zu Fuß oder sitzt er in einem Café. Besonders hervorgehoben wurde, dass einzelne Komponenten der API permanent im Hintergrund laufen und viel Wert auf niedrigen Batterieverbrauch bei der Entwicklung gelegt wurde. Der Traum des Gründers ist eine App die den Benutzer aktiv unterstützt in dem es die gesendeten Daten analysiert und gezielt Hinweise gibt. So soll die App Autofahrer daran erinnre zu tanken. Aufgrund der gespeicherten Daten „weiss“ es wann man zuletzt an einer Tankstelle gestanden hat und welche Stecken seit dem in welcher Geschwindigkeit zurückgelegt wurden und wann erneut getankt wurde. Mit der Zeit wird die App immer intelligenter und versucht den Benzinverbrauch zu berechnen um dann in der Lage zu sein der TODO-Liste einen weiteren Punkt hinzuzufügen.

Auch ein Lieferant für Satellitenbilder war in der Runde vertreten – Olivier Ricordel von DigitalGlobe [6] die viele bekannte Plattformen wie Google-maps mit Bildern versorgen. Aber auch die Hersteller von speziellen Navigationsgeräten profitieren von den Aufnahmen. Zur Zeit werden in Zusammenarbeit mit Partnern Multifunktions-Geräte zum Golfspielen und für den Radsport entwickelt.

Peter Marx vom Qualcomm-Labs ergänzte die Runde mit Ergebnissen aus der Forschung. Die Qualcomm-Labs forschen im Bereich Augmented Reality und Location-Based Services und untersuchen unter anderem welche Daten man aus der Kombination mehrerer Sensoren gewinnen kann. Zur Zeit wird dort ein neuer Chip entwickelt der Sensoren überwacht und sich gleichzeitig um das Power-Management kümmert um den Accu zu schonen.

Es gab leider keine Fragerunde in der die Themen Privacy und Datenschutz angesprochen wurden. Grade das Erstellen von Bewegungsprofilen oder das Auswerten von allen anfallenden Daten auf einem moderneren Smartphone kann zu falschen Rückschlüssen führen. Am Beispiel Alohar Mobile kann man das sehr gut sehen, die App „merkt“ das ich an einer Tankstelle stehe, aber was ich dort gemacht habe ist eine ganz andere Sache, ich kann dort tanken oder mir einen Snack kaufen. Oder jemand fährt regelmäßig zu einem Psychologen – wenn solche Daten in die falschen Hände geraten kann das fatale Folgen für die Person haben. Und wie die Datenskandale der Vergangenheit gezeigt haben ist die Frage nicht, ob Daten verloren gehen, sondern wann sie verloren gehen, ob durch fahrlässige Mitarbeiter oder durch Kriminelle die gezielt in Datenbanken einbrechen.

Die Teilnehmer des Panels [7]

Die Teilnehmer des Panels

Personenbezogene Daten erzeugen immer Begehrlichkeiten auch von stattlichen Stellen. Man denke nur an die unrühmliche Geschichte als herauskam das TomTom Bewegungsprofile an die holländische Polizei verkaufte – die drauf hin die Einnahmen von aufgestellten Radarfallen „optimieren“ konnte. Anfang diese Jahres verkaufte TomTom auch Daten an eine Versicherungsgesellschaften die anschließend die monatliche Prämie für Fahrer erhöhten, die sich nicht an Tempolimits halten. Auf der anderen Seite können solche Daten Leben retten. Durch den Beschleunigung Sensor lässt sich recht zuverlässig feststellen ob ein alter Mensch gestürzt ist oder ob er seit länger Zeit nicht bewegt hat und automatisch Notrufe an Verwandte oder Pflegedienste absetzen. Aber auch hier sind Fehlinterpretationen möglich. Das Handy „stürze“ aus der Einkaufstasche und bleib liegen. Ein Notruf wird abgesetzt aber an dem Ort findet sich nur das verloren Handy.

Auch der Schutz der Daten durch Verschlüsselung bei der Übertragung wurde in keiner Weise erwähnt. Es ging mehr um das Potential von solchen Diensten und wie man die Daten der verschiedenen Sensoren in Kombination sinnvoll nutzen kann. Die Antworten auf diese Fragen währen sicher interessant gewesen.