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Social Loco 2012: Privacy is dead!

Social Media needs your personal data [1]

Social Media needs your personal data

Was ist privat, was ist Öffentlich? Privatsphäre und Datenschutz, ein Problem seit dem die Menschen Computer benutzen und online sind. Im zweiten Panel rund um das Thema, ging es um die Frage. Ist Datenschutz  noch zeitgemäß [2]?

Privacy is Dead!

Moderatorin Hermione Way stellte zu Beginn der Diskussion die Teilnehmer kurz vor, um sich anschließend mit einer Frage direkt an das Publikum zu wenden „Wer sich schon darüber geärgert, dass Facebook die Einstellungen zur Privatsphäre geändert hat?“ Das war bei gut 50% der Anwesenden der Fall.

Die erste Frage die in großer Runde diskutiert wurde lautet „Is privacy dead?“

Damien Patton von der Firma Banjo [3] hat eine App entwickelt, die alle Aktivitäten meiner Freunde in einem Browser anzeigt. Wenn ich Urlaub mache kann ich gleich sehen wer aus meiner Community noch dort ist. Er sieht die Verantwortung ganz klar bei den Anbietern solcher Dienste, er muss dafür sorgen, dass der User schnell und einfach einstellen kann, was er veröffentlicht und was nur an seinen privaten Kreis geht.

Alex Fowler – Global Privacy and Policy Leader bei Mozilla – beantwortet die Frage mit einem eingespieltem Video [4] was sehr schnell deutlich machte, wie gespenstisch es sein kann wenn alle Daten die wir im Alltag erzeugen für Werbezwecke ausgewertet werden. Sehr aufschlussreich war seine Erkenntnisse, dass der Satz „Privacy is dead“ sehr häufig von Managern und Firmen zu hören ist, deren Business Modell auf den Daten der Benutzer basiert.

Ist Datenschutz zu langweilig?

Nick Bicanic sieht ein großes Problem darin, dass die Erklärungen zum Datenschutz und zur Privatsphäre schlicht zu langweilig sind – sowohl für den Anbieter wie auch dem Benutzer. Wenn man das Internet mit Autofahren oder Straßen verglicht ist die Diskussion für viele Teilnehmer so interessant wie die über Anschnall- oder Helmpflicht. Er rief dazu auf, die Nutzer drin zu unterstützen sich Gedanken über Privatsphäre zu machen. Ein Weg könnte sein die Userinterfaces zur Einstellung der Privatsphäre einfach und verständlich zu gestalten. Er glaubt nicht daran das „normale“ Menschen die Facebook-Einstellungen zur Privatsphäre verstehen, außerdem kann Facebook sie jederzeit wieder ändern kann.

Owen Thomas - Journalist Business Insider [5]

Owen Thomas – Journalist Business Insider

Owen Thomas, Journalist beim Business Insider sagte, dass es nach seiner Erfahrung viel mehr Datenschutzverletzungen gibt als öffentlich werden. Er sieht aber auch, dass junge Leute die Erfahrungen sozialen Netzwerken gemacht haben ein andere Einstellung zu dem Thema haben. Sie benutzen Twitter für öffentliche Mitteilungen und Facebook eher für private die eben nicht jeder lesen kann. Aber auch er zweifelte daran, dass jemand die Facebook-Einstellung zu Privatsphäre wirklich versteht. Er erzählte von einer, inzwischen leider nicht mehr verfügbaren, Seite die alle öffentlichen Updates auf Facebook angezeigt hat. Dort konnte man immer wieder Statusupdates finden die mit Sicherheit nicht öffentlich sein sollten.

Er berichtet von einem Gespräch mit einem Freund der zwei Söhne im College-Alter hat und die Söhne und alle Freunde surften nur mit ghostery [6] und add-block [7] im Netz um keine Datenspuren zu hinterlassen.

Selbstregulierung oder Gesetze?

Wer soll die Daten der Benutzer schützen, reicht es darauf zu vertrauen, das die Betreiber von Social Media Diensten sich an ihre Regeln halten oder brauchen wir neue oder angepasste Gesetzte? Alle Teilnehmer waren sich einig, dass es wenig Sinn macht sich auf den Gesetzgeber zu verlassen. Es dauert einfach zu lange bis Gesetzte verabschiedet sind. Sobald sie gelten sind sie fast schon wieder veraltet, der Mark ist einfach zu dynamisch und wächst pausenlos.

Owen Thomas verwies außerdem auf den arabischen Frühling, der eindrucksvoll gezeigt hat welche Dynamik die neuen Kommunikationstechniken entfalten können. Ohne Twitter und Facebook währe der demokratische Wandel in Ägypten höchstwahrscheinlich nicht möglich gewesen.

Fazit

Grundsätzlich kann man sehr gut verstehen, dass Menschen grundsätzlich ein Bedürfnis nach Privatsphäre haben – warum haben wir Vorhänge im Schlafzimmer? Es gibt heute Smartphones die über sehr viel Sensoren verfügen und einen permanenten Datenstrom erzeugen, was mit diesen Daten passiert, können wir als Konsumenten gar nicht nachvollziehen. Das haben auch Test von Stiftung Warentest [8] gezeigt.

Auch das gezielte Analysieren von Daten, die wir selber und freiwillig öffentlich zugänglich machen, kann zu ernsthaften Problemen führen. Ein altes Sprichwort sagt: „Zeig mir deine Freunde und ich sag dir wer du bist“. In Zeiten von Twitter und Facebook bekommt dieser Satz eine ganz neue Bedeutung. IKEA [9] wollte sich zum Beispiel von einem Mitarbeiter trenne, weil dieser auf Facebook mit Mitgliedern der NPD befreundet war, das gleich kann natürlich auch passieren wenn ich die örtliche Antifa-Gruppe als Freund auf Facebook habe. Hier ist nicht die politische Ausrichtung ausschlaggebend, sondern eher die Rückschlüsse die daraus gezogen werden können. Für Twitter gelten ähnliche Regeln, wie der Fall der griechischen Sportlerin Paraskevi Papachristou zeigt. Aufgrund eines rassistischen Twitter-Eintrags wurde sie von Teilnahme an den olympischen Spielen ausgeschlossen [10].

Tools wie Ghostery können zwar helfen das unser Surfverhalten nicht mehr so leicht nachzuvollziehen ist, aber auch das stellt selbstverständlich kleinen wirklichen Schutz dar. Quasi jeder Computer ist mehr oder weniger individuell und hat aufgrund der installierten Software und verfügbaren Schriftarten einen digitalen Fingerabdruck [11]. Dazu kommen die Daten die wir mit unseren Smartphones erzeugen. Wenn man das alles berücksichtigt kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen: Privacy is Dead!