Twitter am Handgelenkt

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Schon so manche Geräte, die früher regelmäßig genutzt wurden, sind aus unserem Blick verschwunden. In vielen Fällen ist das Smartphone der Albtraum ganzer Branchen: Walkman, MP3-Player, Kompaktkamera, Taschenrechner … sie alle stehen auf der Liste des sterbenden Zubehörs.

Keines dieser ersetzten Utensilien ist jedoch so alt wie die Armbanduhr. Langsam, aber sicher verschwindet dieses ständig genutzte Accessoire aus dem täglichen Leben. Dass der frühere Handgriff in die Tasche für den Blick auf die Uhrzeit dafür zurückkehrt, ist dabei nur ein schwacher Trost.

Eine Neuerung sollen die Smartwatches bringen: Uhren, die mehr Intelligenz besitzen und daher einen besseren Nutzen darstellen. Samsungs Galaxy Gear oder Sonys Smartwatch 2sind hier die bekanntesten Vertreter. Sie arbeiten zwar nur mit ausgewählten Android-Geräten zusammen, sollen das Leben für den Träger aber einfacher machen. Fraglich ist jedoch, ob sie sich durchsetzen. Probleme wie Batterielaufzeit, Funktionalität oder Gewicht stellen eine Hürde dar.

Getrieben wurde die Entwicklung am Ende auch durch das Gemunkel, Apple arbeite an einer iWatch. Jeder erwartet, dass sich dieses Gerücht eines Tages bestätigt und so wie zunächst durch das iPod und dann das iPhone wieder eine ganze Industrie revolutioniert wird.

Still und heimlich kam jedoch die erste Smartwatch nicht von Sony, Samsung oder Apple. Die Revolution startete im April 2012 auf der Crowd-Financing-Plattform Kickstarter. Die Firma Pebble aus Palo Alto suchte für Ihre Smartwatch Unterstützer und bemühte sich, $100.000 zu sammeln, um mit der Herstellung ihres Produktes beginnen zu können. Im Laufe von fünf Wochen konnte das Unternehmen über 10 Mio. US-Dollar von fast 70.000 Unterstützern verzeichnen und wurde so zu dem Beispiel für unabhängige Finanzierung.

Ein Jahr später wurden die ersten Geräte ausgeliefert – inklusive diverser „Kinderkrankheiten“ wie relativ kurze Batterielaufzeit und eingeschränkte Funktionalität. Innerhalb eines halben Jahres änderte sich das jedoch deutlich. Spätestens seitdem in der letzten Woche die neue Version des Betriebssystems für die Pebble-Watch sowie neue Versionen der Apps für iPhones und Android-Smartphones veröffentlicht wurden, ist die iWatch Wirklichkeit geworden – ganz ohne Apple.

Die Pebble-Watch selbst hat keine Verbindung zu einem Handynetz, es nimmt mit Hilfe von Bluetooth (und nun auch Bluetooth-LE – der energiesparenden Version von Bluetooth) Verbindung mit dem Smartphone auf. Ein eInk-Screen spart darüber hinaus Energie, so dass die Uhr mehrere Tage läuft, ohne aufgeladen werden zu müssen. Der Nutzer kann neben der Pebble-App weitere Apps beziehen, die die Funktionalität der Uhr ausbauen.

Das Ergebnis stellt eine echte Erweiterung für das Smartphone dar. Die Anzeige der Uhr kann leicht geändert werden. Zeiger-, Digitalanzeige oder auch ausgefeiltere Varianten sind leicht aus dem Internet lad- und nutzbar.

Mit Hilfe der Apps wird die Uhr zum Fitness-Werkzeug, das Schritte zählt oder beim Golfspiel unterstützt, als Navigationsgerät für Wanderer dient oder die iPhone-Kamera steuert.

 

Der wichtigste Vorteil liegt jedoch in der Reichhaltigkeit der Möglichkeiten: Alarme des Smartphones bei neuen, wichtigen E-Mails, Kalendererinnerungen, Facebook-Nachrichten, eingehenden SMS oder Anrufen werden direkt auf dem Smartphone angezeigt. Diese Funktion war bis vor einer Woche noch nicht sehr stabil, mit dem letzten Firmware Update arbeitet diese nun sehr zuverlässig. Eine Vibration am Arm lenkt den Blick auf das Handgelenk und man kann Anrufe ablehnen oder sehen, ob eine Nachricht es wert ist, das Handy aus der Tasche zu nehmen. Kein Grübeln beim Autofahren mehr, ob man etwas Wichtiges verpasst.

Genau hier liegt die Revolution – die Pebble-Uhr ist die erste echte Smartwatch und weit entwickelt genug, um das Verhalten von Nutzern wieder zu ändern – so wie es die Smartphones schon getan haben. Schwer vorstellbar, dass Uhrenhersteller wie Swatch, Rolex oder auch Apple mit einem Produkt herauskommen könnten, das mehr Vorteile bietet. Der Autor dieses Artikels möchte sein Peeble die er seit April besitzt auf jeden Fall nicht mehr missen.

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