Value or Warning?

Value or Warning?

Übersetzt auf Deutsch würde man sie Leuchtfeuer nennen, aber wir bleiben lieber beim englischen Namen der kleinen Funksender. Die Rede ist von Beacons, den Rising Stars der Funktechnologie, die den Markt buchstäblich wie ein Leuchtfeuer einnehmen. Sie sollen das Leben einfacher gestalten, aber es wird auch noch transparenter – theoretisch.

Basierend auf der Idee, dass sich Smartphonebesitzer am häufigsten im Inneren eines Gebäudes aufhalten, sollen durch die kleinen Low-Energy-Sender die bisherigen Empfangs- und Ortungsschwierigkeiten im Indoorbereich behoben werden. Die vielen Anbieter, die zwischenzeitlich aus dem Boden gewachsen sind, verwenden sowohl Bluetooth als auch GPS und WLAN. Schwache Funksignale in Shoppingcentern und die ungenaue Ortung von Smartphones gehören damit der Vergangenheit an. Hier wittern unter anderem auch Einzelhändler die große Chance, die Smartphone-Generation zurückzuerobern.

In der Praxis könnte das Ganze so aussehen: Sie betreten ein Elektronikgeschäft und bekommen just in diesem Moment eine Nachricht vom Shop, in der man Sie herzlich Willkommen heißt. Laufen Sie ein Stück weiter und gelangen in die Fotografieabteilung, werden auf ihrem Smartphone automatisch ausgesuchte Angebote für Kameras und Objektive angezeigt. Alles personalisiert und genau auf das Geschäft bezogen, in dem Sie sich gerade umschauen.

Schon lange hat die Branche so von ortsbezogener Werbung geträumt und es scheint, dass die techniche Lücke in diesem Bereich endlich geschlossen werden konnte. Ohne aufwendig verwaltete Bonusprogramme oder Plastikkarten, die aus dem Portemonnaie gefriemelt werden oder Apps, die geöffnet werden müssen, erhalten Kunden Gutscheine und Angebote direkt auf ihr Smartphone.

PayPal, der Online-Bezahldienstriese, erhofft sich durch Paypal Beacon nun auch im stationären Handel ihre Position ausbauen zu können. Ein Bezahlsystem im Vorbeigehen soll es sein, ohne einen eigentlichen Bezahlvorgang durchzuführen oder gar das Handy in die Hand zu nehmen. Die Verbindung wird über Bluetooth 4.0 hergestellt und die App verbindet sich mit dem Bezahlsystem eines Geschäfts, sobald man sich in der Nähe dessen aufhält. Möchte der Kunde etwas kaufen, genügt eine verbale Bestätigung, dass man mit Paypal zahlt und kann ohne lästiges Warten an der Kasse das Geschäft verlassen. Die Rechnung wird einem per E-Mail zugeschickt.

Der Händer braucht für die Teilnahme an Paypal Beacon lediglich einen USB-Stick, der die Verbindung zu Smartphones in der Nähe herstellt. Und auch der Datenschutz sei gewährleistet, so versichern Paypal-Verantwortliche. Der Nutzer könne zu jeder Zeit selbst entscheiden, ob das Smartphone sich automatisch oder nur durch vorherige Bestätigung in das System eines Geschäfts einloggt. Ob das in der Praxis auch wirklich so ist, sei dahingestellt. An sich ist das Prinzip „Daten gegen Nutzen“ ein interessantes Prinzip für den Umgang mit persönlichen Daten, aber dafür ist eine mündige Entscheidung des Konsumenten notwendig. Da jeder Händler potentiell die Daten anders nutzen kann, ist das kaum vorstellbar.

Der Vorreiter im Beacon-Geschäft war allerdings Apple, die 2013 bereits eine ganz ähnliche Technik ins Betriebssystem iOS 7 eingebaut haben. iBeacon kann bereits seit Anfang Dezember 2013 aktiv von etwa 200 Millionen Geräten mit iOS 7 verwendet werden. Unter anderem testet die US-amerikanische Kaufhauskette Macy’s das System bisher erfolgreich in seinen Filialen in New York und San Francisco. Der Kunde kann zum Beispiel per Bluetooth darauf aufmerksam gemacht werden, dass online vorgemerkte Artikel in der Filiale verfügbar sind. Zu einem späteren Zeitpunkt ist auch eine Indoor-Navigation zu dem vom Kunden gewünschten Produkt denkbar.

Beacons sind natürlich nicht nur für den Einzelhandel einsetzbar. Ist das System ausgereift, können Flughäfen und Bahnhöfe mit der Technik ausgestattet werden, so dass Passagiere aktuelle Abflugs- und Ankunftszeiten direkt auf ihr Handy geschickt bekommen.

Interessanter wäre es, Beacons für das eigene, automatisierte Zuhause einzusetzen. Sobald sich das Smartphone eines Hausbewohners einloggt, kann das Licht in der Wohung angeschaltet und die Heizung aktiviert werden. Verlassen alle Bewohner das Haus, werden automatisch die Jalousien geschlossen und die Alarmanlage aktiviert. Wenn auch nicht mit der Beacon-Technologie, gibt es schon einige Systeme die etwas ähnliches tun. So bemerkt der Nest-Thermostat, wenn man das Haus verlässt und reguliert die Heizung runter (und meldet das in via Internet an das Nest-System). Ebenso die Dropcam – eine Webcam die auf besonders einfache Nutzung setzt – hat die Möglichkeit nur Aufnahmen zu senden, wenn jemand (genauer: dessen Handy) sich mehrere dutzend Meter von Haus entfernt hat. Jedoch auch hier, arbeitet die Funktion über einen Clouddienst, so das am Ende eine 100%ige Kontrolle nicht garantiert wäre. Das Google Nest kaufte und Nest kurz danach Dropcam scheint eher Befürchtungen im Bereich Datenschutz auszulösen, als Nutzen zu zeigen.

Den Möglichkeiten von Beacons und Ihren Vorläufern scheinen keine Grenzen gesetzt. Beacons stellen eine aufregende Neuerung im Technikdschungel dar und versprechen dem Nutzer eine neue, bisher sicher für viele Menschen noch surreale Welt an Möglichkeiten. Es bleibt abzuwarten, wie Nutzer die interaktive Software trotz eines stetig wachsenden Bewusstseins für Datenschutz und -sicherheit annehmen und wie sie damit umgehen werden. Fest steht, dass Beacons seinen Kinderschuhen und unserem bisherigen Vorstellungsvermögen bei all den Möglichkeiten und Konkurrenten auf dem Markt  schnell entwachsen wird. Wir können sicher sein, dass die Auswirkungen uns erst in einigen Jahren klar werden wird.

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