SF MusicTech 2011

Die Musikindustrie macht sich derzeit viele Gedanken darüber, wie ihre Zukunft im Internet verlaufen könnte. Auf der SF MusicTech in San Francisco haben sich Künstler, Unternehmer und Musikfans unter dem Motto „music.people.tech.“ versammelt, um dieses und weitere Themen zu diskutieren. Vor allem der schwindende Umsatz war für fast alle Beteiligten aus der Branche ein großer Diskussionspunkt.

Die veränderten Bedingungen durch das Internet haben jedoch nicht nur auf die Musikindustrie maßgeblichen Einfluss. Auch alle anderen Medien sind betroffen, welche über das Internet häufig kostenlos zugänglich sind. Ob dies Musik, Film oder Software ist – die Zahlungsbereitschaft sinkt permanent und so gab es reichlich Diskussionsstoff, besonders hinsichtlich der verschiedenen Erlösformen die daraus resultieren.

Musik wird heute anders konsumiert

Das Internet hat unser aller Leben verändert. Dies merkt die Musikindustrie in besonderem Maße, denn sie erlebte mit dem Wechsel auf das digitale Format den größten Bruch. Spielte zu Zeiten von Vinyl, Kassette und CD noch das Sammeln der Musik eine Wichtige Rolle, rückt dieser Punkt in immer weitere Ferne. Besonders diejenigen, die ein Backup nicht regelmäßig durchführen, können den Spaß am bloßen Sammeln schnell verlieren.

In der Folge wird die Musik im Internet häufig einfach konsumiert – zum Beispiel via Stream. Das Besitzen besonders vieler MP3 ist also nicht mehr wichtig, im Gegenteil, es führt sogar zur Überforderung der Benutzer. Diese Überforderung wirft nämlich schnell Fragen auf wie: „Wie lege ich sinnvoll Playlisten an? Konsumiere ich über einen Stream oder von der lokalen Festplatte? Welche Rolle spielt das Radio noch für mich?“ etc.

Neben diesen teilweise technischen Fragen wurde aber immer wieder eine ganz zentrale Frage gestellt:

Wie verdient man heute Geld in der Musikindustrie?

Diese Frage stellten sich dabei nicht nur Künstler, sondern auch Betreiber von Musik-Plattformen, Tonstudio-Leute und alle anderen Teilnehmer der Industrie. Es gibt Musik schließlich häufig kostenlos. MP3s werden zwar wieder mehr gekauft, dafür wird auch immer mehr gestreamt und auch die Schattenseite der Piraterie macht sich weiterhin bemerkbar. Aber bedeutet dies automatisch ein Umsatzrückgang?

Der Kaufpreis einer MP3 sinkt sukzessive und so kosten die Lieder heute je nach Plattform etwa 99 Cent pro Lied.Wie lebt also eine ganze Industrie von diesen geringen Beträgen leben?

Bei der Beantwortung der Frage schieden sich jedoch die Geister der MusicTech. Die einen traten dem Internet aufgrund diesen massiven Preiskampfes weiterhin kritisch entgegen und die anderen sehen im Internet trotz der sinkenden Preise eine große Chance für Künstler.

Lincoln Parish, Mitglied der Band „Cage the Elephant“ ist sogar der Überzeugung, dass in etwa fünf Jahren niemand mehr für Musik bezahlen würde und sei sie noch so günstig. Selbst ein geringer Centbetrag würde nicht wesentlich bessere Verkaufszahlen auslösen. Aus dem Publikum wurde dies auch sofort bekräftigt, mit dem Argument dass ein Großteil der Käufer Kinder und Jugendlichen seien und die Preise deswegen auch nicht so günstig sind, wie sie im ersten Moment erscheinen, und das gelte für Downloads im allgemeinen.

Doch wie können beispielsweise 8$ pro Monat für eine unbegrenzte Zahl an Downloads zu viel sein, wenn ein Starbucks-Kaffee fast 5$ koste, entgegnete es aus dem Publikum sofort.

Einstimmig konnte diese Diskussion letztlich nicht beendet werden, es gab daraufhin aber interessante Beiträge von Künstlern, die aus ihrer Praxis berichteten und bei der Beantwortung der Frage halfen.

Künstler in der Praxis

Logo: Pomplamoose

Jack Conte von der Band Pomplamoose ist durch das Internet überhaupt erst bekannt geworden und sieht im Internet folglich keine Gefahr, sondern eine Bereicherung und riesen Chance für Künstler. Und mit heute über 300.000 Abonnenten auf YouTube und weiteren knapp 100.000 Facebook Fans im Rücken, sei der geringe Preis von 99 Cent pro Download auch kein großes Thema für die Band.

Außerdem halten viele Bands durch das Internet besser zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Die Band Pomplamoose supported jetzt sogar viele Newcomer mit einem einfachen Link über deren Facebook-Fanpage. Diese Links werden nach Angaben von Jack Conte durchschnittlich etwa 5000 Mal geklickt. Früher hätte man um 5000 Views zu erreichen viel Geld zahlen müssen. Außerdem hätten sie dank der vielen „Internetfans“ auch keine Schwierigkeiten die Konzertkarten zu verkaufen, um so Erlöse zu erzielen.

Pomplamoose gibt die meisten Lieder ohnehin kostenlos raus, verdient dafür aber auch an anderen Branchen, die durch das Internet stark geworden sind. In diesem speziellen Fall ist es die Spieleindustrie, von der die Band profitiere. Das PC-Spiel Borderlands wurde mit Musik von der Band unterstützt und so habe man an diesem Projekt auch verdient.

Zoe Keating

Ein weiteres Beispiel lieferte die Cellistin Zoe Keating, die das Internet ebenfalls für sich nutzt und sich nicht über die fallenden Preise empört. Dadurch, dass Sie ihre Persönlichkeit gerne mit den Menschen teilt und den direkten Kontakt sucht, profitiere Sie sogar vom Internet. Sie benutzt insbesondere den Kanal Twitter um Interaktion zu den Fans herzustellen und könne sich bezüglich des Verdienstes auch nicht beschweren. Die Künstlerin und Mutter, habe nach eigener Aussage nicht alle Zeit der Welt, um sich mit den Feinheiten des Internets auseinander zu setzen und könne dennoch gut von ihrer Musik leben. Für die Verkäufe ihrer Musikstücke nutzt sie vor allem iTunes. Ein Album kostet bei ihr 8 $. Der durchschnittlich gezahlte Preis betrage jedoch durchschnittlich 12-13 $. Die Leute zahlen freiwillig mehr, da sie durch das Internet einen persönlichen Kontakt zu mir haben und mich gerne unterstützen, so die Künstlerin

An diesen beiden Beispielen sieht man, dass das Internet nicht zwangsläufig die gesamte Musikindustrie zerstört, sondern sie „lediglich“ verändert. Nach wie vor kann von Musik gelebt werden auch wenn sich die Spielregeln erheblich verändert haben. Mit den Spielregeln sind hier vor allem die Erlösmodelle gemeint, in denen man sich heutzutage flexibel bewegen muss.

Welche Erlösmodelle sind in Zukunft besonders erfolgreich?

App: SoundTracking

Steve Jang, Co-Founder und CEO von Schematic Labs  habe diesbezüglich schon alle denkbaren Erlösmodelle für seine Soundtracking-App durchprobiert. Von monatlichen Beiträgen der Mitglieder über ein durch Werbung finanziertes Konzept bis hin zu einem Mix aus allem. Am Ende muss jeder seinen geeigneten Weg finden und immer wieder neue Sachen ausprobieren, so Steve Jang.

Auch Lincoln Parish betonte, dass es vielmehr darauf ankommt, was man aus der Situation „Musik und Internet“ macht. Zu große Sorgen müsse man sich bezüglich der Musikbranche und dessen Erlösen nicht machen, sagte Parish. Musik wird damals, wie heute einen hohen Beitrag an der Gesellschaft leisten und die Menschen auch in Zukunft begleiten. Solange das der Fall ist, werde mit der Musik wird auch in Zukunft Geld verdient, so das Bandmitglied.

Fazit

Die Musikbranche befindet sich tatsächlich in einem großen Wandel. Das merkte man auch an den Diskussionen auf der diesjährigen MusicTech. Viele Sprecher hatten unterschiedliche Ansichten und es gab häufig Meinungsverschiedenheiten. Die Stimmung war dabei jedoch sehr heiter und ausgeglichen, so dass man den Eindruck hatte,  dass die meisten sich weiterhin in dieser Branche wohlfühlen, auch wenn die Regeln sich ein wenig geändert haben. (OL)

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